The German army has faced a series of scandals in recent years |
A video aired on German TV has shown an army recruit on firing practice being ordered to pretend he was in New York's Bronx facing hostile African Americans.
In the grainy 90-second video, the instructor tells the soldier to swear as he fires his gun.
US civil rights leader, Al Sharpton, said it was outrageous to depict blacks as "target practice".
New York officials say they are saddened and frustrated that the Bronx district is depicted so negatively.
"Clearly these folks don't know anything about African-Americans or the Bronx," said Bronx borough president Adolfo Carrion Jnr, who recently returned from a trip to Germany to promote tourism to the district.
He has demanded an apology from the Germany military over the clip.
Skulls
During the filmed training session, an instructor tells the soldier: "You're in the Bronx, a black van pulls up in front of you and three African-Americans get out and start really insulting your mother... act!".
The soldier then fires his gun several times and shouts obscenities in English, as the instructor encourages him to curse even louder.
The clip was filmed in a forest in July 2006, near the barracks of the northern German town of Rendsburg .
The German army said it has been aware of the video since January and was investigating it.
It is the latest in a series of scandals to hit the German military.
A group of 18 army instructors are on trial in the country accused of abusing and humiliating recruits during training in 2004.
Last year, German newspapers published images of German soldiers serving in Afghanistan posing with skulls.
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SPD-Chef: Wir wollen keine Rüstungsspirale
SPD-Chef Kurt Beck hat seine Kritik an den US-Plänen für ein Raketenabwehrsystem erneuert. "Es bleibt dabei, wir wollen keine neue Rüstungsspirale", sagte Beck in der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin". "Wir sehen uns bei weitem nicht in einer Situation in Deutschland, dass es wieder losgeht, dass wir, statt zusammen zu bleiben mit Russland, mit China, mit anderen, wieder anfangen, einseitig ein Raketensystem nach dem anderen aufzustellen", fügte der SPD-Vorsitzende hinzu.
Beck äußerte zugleich Zweifel, dass die Umsetzung der US-Pläne "mehr Sicherheit bedeuten" würde. Sinnvoller sei es, durch Verhandlungen Vertrauen zu bilden, sagte der SPD-Chef weiter.
Beck stellte sich damit auch gegen Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU), der die US-Pläne befürwortet. Das geplante Abwehrsystem in Polen und Tschechien könne eine wichtige "Schutzfunktion" für ganz Europa einnehmen, hatte Jung vergangene Woche vor dem Auswärtigen Ausschuss des Europaparlaments in Brüssel gesagt. Russland lehnt den US-Raketenschild entschieden ab und sieht darin einen Angriff auf seine Sicherheit. Darüber soll am Donnerstag in Brüssel im NATO-Russland-Rat gesprochen werden.
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Die Wurzeln des Antisemitismus in der Antike,im frühen Christentum,Heidentum und im Koran Teil II
Aurelius Augustinus, «Traktat gegen die Juden»
Aurelius Augustinus (354-430) stammte aus Thagaste, dem heutigen Souk Ahras in Algerien. Er war philosophisch gebildet, von Cicero und den Neuplatonikern geprägt, ehe er in einer schwer errungenen Bekehrung - von der er selbst in einem der großartigsten Werke der abendländischen Literatur, seinen «Confessiones» («Bekenntnissen»), berichtet - zum Christentum fand und 387 von Ambrosius in Mailand getauft wurde.
Er wurde Priester und ab 398 Bischof von Hippo, dem heutigen Bone in Algerien. Dort erwies er sich als mutiger, Kontroversen nicht scheuender Kirchenführer und verfasste Schriften, die das christliche Abendland entscheidend prägten. Er war zweifellos der einflussreichste unter allen lateinischen Kirchenlehrern der Spätantike.
Sein Hauptwerk, «De Civitate Dei» («Über den Gottesstaat»), entstand nach der Eroberung Roms durch die ebenfalls christlichen arianischen Westgoten 410 nach Christus, der ersten großen «Sinnkrise» des Römischen Reichs seit Augustus. Auch dieses Werk enthält antijüdische Spitzen, darunter die bekannte Tatsachenverfälschung, allein die Juden hätten Jesus getötet (5,18), sie seien als Mörder Christi bestraft, «mit der Wurzel ausgerottet und durch alle Länder verstreut» worden (18,46).
Seine Glaubenslehre wurde vor allem durch «De Trinitate» («Über die Dreieinigkeit») nahezu verbindlich bis ins hohe Mittelalter. Über 500 erhaltene Predigten und eine 270 Briefe umfassende Korrespondenz haben über Jahrhunderte, und teils noch bis heute, kirchliche Praxis, Homiletik und Seelsorge beeinflusst. Über Luther, der Augustinermönch war, wirkten seine Lehren und Thesen bis in die Reformationszeit nach.Und noch heute sehr wieder erstarkt.
Vor diesem bewundernswerten Hintergrund wirkt sein ausgeprägter Judenhass, der in verschiedenen Schriften kaum
verhohlen zum Vorschein kommt, umso erschütternder. Teil weise stand er hier in der Nachfolge seines Lehrers Arnl)Mir. und anderer lateinischer Autoren (Augustinus las kaum (ine chisch).
Die Technik der Manipulation alttestamentlicher Aussagen zum Schaden der Juden seiner Zeit perfektionierte er virtuos, wie wir in dem nachfolgenden Zitat aus seiner polemischsten Streitschrift sehen werden, dem Traktakt «Gegen die Juden», das 429 entstand und in Form einer Predigt geschrieben ist. Aber es war auch Augustinus, der im «Gottesstaat» (18,46) die Vertreibung der Juden unter die Völker zum Beweis für die Ablösung der Gnade machte, die nun auf den Christen ruhe. Krasseste Formulierungen scheute er nicht, konnte die Juden «hochgewühlten Schmutz» und «triefäugiges Pack» nennen und wurde nur dann etwas milder, wenn er erklärte, dass die innerchristlichen Häretiker eigentlich noch viel schlimmer wären als die Juden.
Man hat Augustinus gegen den Vorwurf des «Antisemitismus» gelegentlich mit dem Hinweis verteidigt, dass er auf jüdische Vorwürfe antwortet. Denn in der Tat wurde den Christen von Juden vorgehalten, sie würden sich ständig auf das «Alte Testament» beziehen, den größten Teil der darin enthaltenen Weisungen aber ignorieren. Dieser Vorwurf steht auch hinter dem Auszug, den wir unten zitieren. Das mag erklären, wogegen er sich wendet, darf aber nicht zu einer Freisprechung vom Vorwurf des Judenhasses missbraucht werden.
Auch die Stellen, an denen Augustinus zu differenzieren versucht, fallen nicht wirklich ins Gewicht. So hält er einmal jene Juden, die sich in allem vollständig an ihr Gesetz halten, für nicht von Gott verstoßen (in der Predigt «De duobus filiis», «Über die zwei Söhne», zu Lukas 15,11-32). Für Augustinus hatten die Juden jeden Wert in der Heilsgeschichte verloren. Er gab sie zwar nicht, wie Ambrosius, zur ungestraften Verfolgung frei und hieß auch nicht wie jener die Zerstörung von Synagogen gut. Er geiferte auch nicht in überschäumendem Hass wie sein Griechisch schreibender Zeitgenosse Johannes Chrysostomus. Doch da sein Einfluss auf die Kirchengeschichte in diesem Punkt ungleich größer war als der seines Lehrers und man ihm nicht zugute halten kann, er sei missverstanden worden, muss dieser Makel seines Charakters und seiner Lehre offen ausgesprochen werden.
Aurelius Augustinus, «Tractatus adversus ludaeos» («Traktat gegen die Juden»), 10.
Geht nun, oh Israeliten, nach dem Fleisch, nicht nach dem Geist, geht nun und widersprecht doch dieser so offensichtlichen Wahrheit. Und wenn ihr hört: «Kommt, lasst uns auf den Berg des Herrn steigen und zum Hause des Gottes Jakobs gehen» [Jesaja 2,3], sagt da: «Wir sind es», damit ihr wie Blinde gegen den Berg rennt, wo ihr euch euer Gesicht zerschmettert und eure Stirn zerbrochen wird. Wenn ihr wahrheitsgemäß sagen wollt: «Wir sind es», so sagt es dort, wo ihr hört: «Für die Sünden meines Volkes ist er zum Tode geführt worden» [Jesaja 53,8]. Das ist nämlich von Christus gesagt, den ihr in euren Eltern zum Tode gefilhrt habt und der wie ein Lamm zur Opferung geführt wurde, damit ihr das Passa, das ihr ohne Einsicht feiert, als Einsichtslose durch euer Toben erfüllt. Wenn ihr wahrheitsgemäß sagen wollt: «Wir sind es», dann sagt es, wenn ihr hört: «Verstecke das Herz dieses Volkes, und verhärte ihre Ohren und blende ihre Augen» [Jesaja 6,10]. Sagt dann: «Wir sind es», wenn ihr hört: «Den ganzen Tag habe ich meine Hände nach einem ungläubigen und widerspenstigen Volk ausgestreckt» [Jesaja 65,2]. Sagt dann: «Wir sind es», wenn ihr hört: «Ihre Augen sollen verdunkelt werden, und ihre Rücken seien auf immer gebeugt» [Psalm 69,24]. Bei diesen und ähnlichen Prophetenstimmen sagt: «Wir sind es», wo ihr es ohne Zweifel seid. Aber ihr seid so blind, dass ihr behauptet, es zu sein, wo ihr es nicht seid, und euch nicht erkennt, wo ihr es seid.
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Szenenbild aus dem Fim "Passion
Jesu Christi", (C) Matthias-Film
Christ und Nazi offenbar (k)ein Widerspruch im "Dritten Reich"!
Die Rolle der Kirchen im Nationalsozialismus stellt kein Ruhmesblatt dar.
Das katholische Zentrum ebnete Adolf Hitlers NSDAP den Weg zur Diktatur, indem
sie dem Ermächtigungsgesetz zustimmte und damit faktisch die Auflösung
des demokratischen Parlaments billigte. Von Papen, der letzte bedeutende Zentrumspolitiker,
verschätzte sich folgenschwer, indem er versuchte Hitler einzurahmen und
zu kontrollieren. Schließlich war von Papen nur noch eine Marionette und
konnte von Glück reden, mit dem Leben davon gekommen zu sein. Die linienkonforme
Einheitskirche “Deutsche Christen” unterstützte die Nazis nach
deren Machtübernahme, die Bischöfe und Pfarrer hielten Hasspredigten
und rechtfertigten die Judenverfolgung nachdrücklich. Die Rolle des Papstes
ist ebenfalls höchst beunruhigend. Das Konkordat mit dem Vatikan machte
Hitler international salon- bzw. verhandlungsfähig und weichte somit die
internationale Isolation des Nazi-Regimes auf. Es existiert außerdem ein
Brief von Edith Stein an den Papst, in dem sie ihn ausdrücklich auf die
Verfolgung der Juden hinweist und ein Eingreifen der Kirche fordert (http://www.welt.de/data/2003/02/18/42899.html).
Trotz alledem oder gerade deswegen soll auch der vereinzelte - und auch der
organisierte - mutige christliche Widerstand nicht unerwähnt bleiben. Die
Mitglieder der Bekennenden Kirche stellten sich in der Barmer Theologischen
Erklärung offen gegen die Linienkonformität der Deutschen Christen
unter Reichsbischof Müller. Besonders hervorzuheben sind Martin Niemöller
und Dietrich Bonhoefer, der für seine Überzeugung ins KZ (mögliche
Verlinkung mit anderen Themen des Projekts) gebracht wurde und kurz vor der
Befreiung aufgrund Hitlers persönlichen Befehl hingerichtet wurde. Auch
in der katholischen Kirche regte sich Widerstand, wenngleich eher vereinzelt
und punktuell. Der Kardinal von Galen oder Pfarrer Delp sind auch der relativ
breiten Öffentlichkeit bekannt. Aber auch den vielen unbekannten, namenlosen
Pfarrern, die von der Kanzel gegen den Nationalsozialismus und für die
Menschlichkeit predigten, sollte man gedenken. Trotzdem erschien Nazi und Christ
oder Christ und Nazi nur wenigen Menschen als offensichtlicher Widerspruch.
Für Hitler und die Naziführung war Jesus und das Christentum eher
unwichtig. Man bezeichnete sich zwar als “gottgläubig”, die
Botschaft von Jesus enthielt aber einfach "zu viel" Nächstenliebe,
"zu viel" Mitleid mit den Schwachen und Hilflosen, um die eigene totalitäre
Gewaltherrschaft zu rechtfertigen. Dass Jesus als Jude geboren wurde und als
Jude gestorben ist, dürfte wohl ebenfalls zu dieser Haltung beigetragen
haben.
Das antisemitische Fundament
Viele Bischöfe und Kirchenpräsidenten folgten in ihrer Deklassierung
der Juden als "geborene Welt- und Reichsfeinde" dem Vorbild Martin
Luthers, der selbst antisemitische Schriften ("von den Juden und ihren
Lügen", "Sieben-Punkte-Anleitung zum Umgang mit den Juden")
verfasst hat, die seinen Hass auf die "Jesusmörder" deutlich
werden lassen. Luther konnte sich ohne weiteres auf die Heilige Schrift berufen,
besonders auf die Passionsgeschichte wie sie von den vier Aposteln Markus, Matthäus,
Lukas und Johannes aufgeschrieben wurde. Das älteste Evangelium, das Markusevangelium,
gilt unter Historikern noch als das akkurateste. Die anderen drei Evangelien,
besonders das Matthäusevangelium, übertreffen das Markusevangelium
in antijüdischer Polemik noch bei weitem. Exemplarisch möchte ich
in diesem Zusammenhang auf Mt 23, 34-36 und Mt 27, 23-26 hinweisen: “Da
antwortete das ganze Volk und sprach : Sein Blut komme über uns und unsere
Kinder” (Mt 27, 25). Bei Markus ist davon überhaupt keine Rede.
Wenn man solche polemischen Stellen als historische Fakten ohne kritische Prüfung
übernimmt, kann leicht ein verzerrtes, ein historisch verklärtes und
schlichtweg falsches "Judenbild" entstehen.
Die Passion Christi
Diese Geschichtsklitterung ist auch fast 60 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz
durch die Rote Armee noch nicht aus den Köpfen der Menschen verschwunden
wie Mel Gibsons mit bestialischer Brutalität verfilmte Passion Christi
"eindrucksvoll" zeigt. Der Hollywoodstar und christliche Fundamentalist
(ein "wiedergeborener Christ") übernimmt die Passionsgeschichte,
ohne etwas in Frage zu stellen, ohne den antisemitischen Überbau zu durchdringen
bzw. ohne die modernen historischen Erkenntnisse zu beachten. Er ignoriert sie,
wie man unterstellen muss, wissentlich.
Er lässt Jesus von “bösen”, klischeehaft dargestellten,
Juden festnehmen, vor dem "Hohen Rat" der Juden verhören und
in einer Nacht-und-Nebel-Aktion verurteilen. Da der Hohe Rat aber kein Todesurteil
aussprechen kann, bringt man Jesus zum römischen Statthalter in Jerusalem
Pontius Pilatus. Dieser erklärt Jesus, dass die Pharisäer und das
jüdische Volk ihn zum Tode verurteilt sehen wollen: “dein eigenes
Volk hat dich zu mir gebracht”. Der Mob, die Menschenmenge vor Pilatus’
Residenz, will viel lieber den mehrfachen Mörder, den als gemeingefährlich
und geistesgestört dargestellten Barabbas, befreit sehen als Jesus Christus,
für den sie ohne Erbarmen den Tod am Kreuz fordern. Pilatus wird als nachdenklicher
Prokurator dargestellt, der nachdrücklich und wiederholt versucht Jesus
freizusprechen und ihm das Leben zu retten. “Ich erkenne keine Schuld
in diesem Mann”, wiederholt der Römer gleich mehrere Male vor dem
tobenden jüdischen Mob. Schließlich wird er aber von “den”
Juden regelrecht genötigt, Jesus ans Kreuz zu liefern. Er wäscht symbolisch
(nach jüdischem Brauch) seine Hände in Unschuld. "Deswegen ist
es er, der mich dir auslieferte, der die größere Sünde trägt",
sagt Jesus zu Pilatus in Gibsons Verfilmung.
Auf der vom "Bundesverlag" betriebenen Internetseite www.Jesus.de,
die besonders auch junge Menschen ansprechen soll, feiert eine ganze Reihe von
christlichen Künstlern den Film im Rahmen einer Interviewreihe. In diesen
Interviews liest man immer wieder Sätze wie "Wir als Christen wissen,
dass es ... die Juden waren, die Jesus aus Unwissenheit ans Kreuz genagelt haben."
oder "Muss für Juden nicht automatisch das Kreuz ein Ärgernis
sein?"
Folgenschwere Verdrehung der historischen Tatsachen
Diese Sicht auf die Ereignisse, die sich wohl 27 n. Chr. zutrugen, ist historisch
schlichtweg unhaltbar. Die “Endredakteure” des Neuen Testaments
haben Jesus nicht gekannt, noch nicht einmal zu seiner Zeit gelebt, sondern
haben über 100 Jahre später ihre Aufzeichnungen begonnen. Sie versahen
die mündlichen Überlieferungen mit einer gehörigen Portion dichterischer
Freiheit, die sie zum einen dazu nutzten, um die Botschaft von Jesus, wie damals
üblich, zu verstärken und zu untermauern (indem sie zum Beispiel Berichte
über Wunder hinzufügten) und zum anderen, um keine ernsthaften Probleme
mit den Römern zu bekommen. Die christlichen Gemeinden befanden sich zu
dieser Zeit nämlich gerade in einem schwierigen Abspaltungsprozess vom
Judentum und waren abhängig von der Gunst und Milde der Römer. Die
Juden boten sich deshalb als "Tätervolk", um den Nichtbegriff
von Martin Hohmann zu benutzen, geradezu an. Deswegen muss man den Aposteln
eine zwar historisch nachvollziehbare, aber folgenschwere Verdrehung der Tatsachen
vorwerfen: Der Prozess gegen Jesus vor dem Hohen Rat ist historisch mehr als
umstritten. Am Sabbat, an Feiertagen und am Vorabend aller Feiertage durften
nämlich überhaupt keine Gerichtsverhandlungen stattfinden. Angeblich
wurde der Prozess aber am Abend des Passahfestes durchgeführt. Bei Markus
und bei Matthäus heißt es außerdem, “alle” hätten
Jesus zum Tode verurteilt. Das war in der jüdischen Rechtspraxis überhaupt
nicht möglich, wie Dr. Heiner Geißler in seiner Schilderung des Prozesses
klarstellt. In Wirklichkeit war Pontius Pilatus ein gewissenloser Gewaltherrscher,
ein Machtpolitiker. Er scheute nicht davor zurück, hunderte von Juden ohne
Prozesse zu kreuzigen, wenn sie ihm als Aufrührer erschienen.
Und Pilatus hatte allen Grund Jesus für einen Aufrührer zu erachten.
Er war der Fürsprecher, der geistige Führer der armen, der einfachen
Leute. Jesus Botschaft ist, wie Heiner Geißler in seinem Buch erläutert,
sehr wohl in einem hohen Maße politisch. Jesus verkündete revolutionäre
Neuerungen, welche die Römer als Bedrohung für ihre Herrschaft ansahen.
Auch der Einwand, Jesus habe nie Gewalt angewandt, ist so nicht richtig. Die
Tempelreinigung war eine regelrechte Kriegserklärung gegen das jüdische
Etablissement in Jerusalem, das eng mit den Römern kollaborierte. Aus dieser
absoluten Minderheit, dieser Clique von 34 reichen Familien, die man als Saduzzäer
bezeichnet, setzten die Römer nämlich auch den Hohen Priester ein,
der im Tempel Handel und Geldgeschäfte zu seinen Gunsten erlaubte und damit
den "heiligen Zorn" von Jesus provozierte.
"Genauso wie wir nicht wegleugnen, dass Hitler Millionen von Juden vernichtete,
genauso wenig können Juden wegleugnen, dass sie Christus ans Kreuz genagelt
haben", schrieb der katholische Oberammergauer Report im Jahre 1970. An
diesem Satz halte ich rein formal schon für besonders fragwürdig,
dass zum einen von Hitler (einer einzelnen Person – der Schuld der Deutschen
wird dadurch keine Beachtung geschenkt) und dann allgemein pauschal von "Juden"
die Rede ist, ohne Unterscheidung, als ob Jesus von einem ganzen Volk, von einer
ganzen Religionsgemeinschaft ans Kreuz genagelt wurde, was schon rein bildlich
absolut lächerlich erscheint. Auch wenn man diesen Satz symbolisch sieht,
Jesus wurde nicht von Juden getötet. Er wurde von römischen Soldaten
hingerichtet, wie der Apostel Markus schildert. Er wurde nicht von den Pharisäern,
den frommen und friedlichen Schriftgelehrten, denen landläufig die Hauptschuld
an Jesus Tod gegeben wird, oder gar vom einfachen jüdischen Volk, dessen
Held er war, eines Aufruhrs oder gar der “Gotteslästerung”
bezichtigt, sondern von den Saduzzäern, die wie gesagt ihre Geschäfte
und ihren Einfluss von Jesus gefährdet sahen. Den Grund für Jesus
Todesstrafe schrieben die Römer auf eine Tafel, die sie oben am Kreuz befestigten.
Dort stand auf lateinisch(!) "Jesus von Nazareth, König der Juden".
Dies untermauert, dass Pilatus und die Römer wahrscheinlich Angst vor einer
jüdischen Volksbewegung hatten, die angeführt von Jesus, zuerst die
römerfreundlichen Saduzzäer aus dem Tempel spülen (der Anfang
war mit der Tempelreinigung gemacht) und dann die römische Macht in Frage
stellen würden.
Vor der nationalsozialistischen Machterschleichung im Januar 1933 fielen über
sieben Millionen Juden der antijüdischen Hetzkampagne der christlichen
Kirchen in Europa zum Opfer zum Beispiel in den Kreuzzügen. Auf ihrem Weg
nach Jerusalem löschten "chistliche" Kreuzritter regelmäßig
ganze jüdische Ghettos aus, auch in unserer Nähe entlang des Rheins.
Der Jude war ein gängiges Feindbild, das schon seit über 1900 Jahren
Bestand hatte. Was viele Menschen nicht wissen, der Judenstern war keine Erfindung
der Nazis, auch die Gesetze, welche die Juden von Handwerk und Gewerbe, von
Schulen und anderem öffentlichen Leben ausschlossen, waren schon vorher
da gewesen; obgleich die durchorganisierte, “industrielle” Massenvernichtung
(der "Holocaust"), die 1942 auf der Wannseekonferenz (Link zu Tobias)
endgültig besiegelt wurde, natürlich eine neue Dimension dieser abartigen
Perversion darstellte. Die Vorstellung vom “Kapitaljudentum” wurde
ebenfalls im Neuen Testament genährt. Judas verrät Jesus für
30 Silberlinge (nachzulesen zum Beispiel in Mt 26, 14-16). Die nationalsozialistische
Assoziation, dass ein Jude Menschen verkauft, war damit leicht auf den Weg gebracht.
Das Märchen von der "jüdischen Weltverschwörung" klang
gleich eindrucksvoller, wenn der psychologische Weg dafür bereitet war,
wenn man "wusste", dass die Juden schuld waren, schuld am Tod Jesu!
Ich bin davon überzeugt, dass die vier Apostel, wären sie sich der
schrecklichen Folgen ihrer wissentlich falschen Schuldzuweisung bewusst gewesen,
sicher darauf verzichtet und dem Antisemitismus so sein Fundament entzogen hätten.
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Deseret News
International Herald Tribune, France -
VATICAN CITY: US President George W. Bush will meet with Pope Benedict XVI at the Vatican in June, Vatican officials said Saturday. ...
Catholics flock to the Vatican for Pope's 80th
President Bush to meet with Pope this summer
Bush to meet Pope
Spiegel Online | 'Vatican boycott is insulting' Jerusalem Post, Israel - Calling the decision by the Vatican ambassador to Israel to boycott the Holocaust memorial services at Yad Vashem "inappropriate and insulting," the ... Israel, Vatican Spar Over WWII Pope ADL: Vatican boycott Of Shoah Memorial Day "inappropriate and ... Vatican Envoy to Avoid Holocaust Ceremony |
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Affäre um Weltbank-Chef Wolfowitz überschattet Treffen
Unter dem Eindruck einer ungewöhnlich robusten Weltkonjunktur halten der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank ab heute ihre Frühjahrstagungen in Washington ab. Die Finanzinstitutionen wollen vor allem über die angestrebte Reform diskutieren, die den aufstrebenden Schwellenländern ein größeres Gewicht im Entscheidungsprozess geben soll. Überschattet werden die Beratungen von Vorwürfen der Günstlingswirtschaft gegen Weltbank-Präsident Paul Wolfowitz. Zunächst tagt der Internationale Währungs- und Finanzausschuss des IWF, am Sonntag dann das gemeinsame Entwicklungskomitee beider Finanzinstitutionen.
In seiner kürzlich vorgelegten Konjunkturprognose hatte der IWF von der stabilsten Wachstumsphase der Weltwirtschaft seit den 70er Jahren gesprochen.
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Verheugen: Berlin soll "Lohndrückerei" verhindern
Die EU-Kommission fordert von Deutschland die Einführung von Mindestlöhnen. Unmittelbar vor der Koalitionsrunde am Montag in Berlin sagte Vizepräsident Günter Verheugen der "Bild am Sonntag": "Der deutschen Politik ist zu empfehlen, die Frage nach Mindestlöhnen nicht ideologisch zu beantworten." Der Industriekommissar der Europäischen Union verwies auf den bevorstehenden Wegfall von Schutzregelungen für den deutschen Arbeitsmarkt, die aufgrund der EU-Erweiterung erlassen wurden.
"Wenn man nicht will, dass es dadurch zu Lohndrückerei kommt, muss das europäische Recht auch in Deutschland konsequent angewendet werden", sagte Verheugen. Für entsandte Arbeitnehmer gälten dabei die Bestimmungen des Landes, in dem sie arbeiten. "20 EU-Staaten haben dieses Problem durch die Einführung von Mindestlöhnen gelöst", sagte der EU-Kommissar. "Und kein einziger von ihnen hat damit auch nur die geringsten Schwierigkeiten."
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Länder wehren sich gegen Übertragung von Schienennetz
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Mitarbeiter sollen Aktienkurse manipuliert haben
Die WestLB muss sich nach einem Bericht der "Welt am Sonntag" auf Schadensersatzforderungen in Millionenhöhe einstellen, weil zwei Mitarbeiter womöglich Aktienkurse nach oben manipuliert haben. Sollte sich der Verdacht der Kursmanipulation bestätigen, könnten durchaus "erhebliche Ansprüche" von geschädigten Investoren auf die WestLB zukommen, sagte Anwalt Klaus Rotter. Die Bankenaufsicht hat laut "Spiegel" eine Sonderprüfung angeordnet. Nach Informationen des Nachrichtenmagazins soll sich der Schaden auf knapp 100 Millionen Euro belaufen.
Zwei Aktienhändlern der Düsseldorfer Landesbank wird der "Welt am Sonnatg" zufolge vorgeworfen, die Kurse der Vorzugsaktien von VW, BMW und Metro nach oben getrieben zu haben. Die WestLB erstattete Anzeige gegen die mittlerweile entlassenen Mitarbeiter. Weitere Banken sollen in die Manipulationen verwickelt sein. Laut "Spiegel" war das US-Brokerhaus Bear Stearns beim Handel mit VW-Aktien auffallend oft und mit auffallend hohen Volumina Handelspartner der West-LB. Dort arbeiten Ex-Kollegen der beiden fristlos Entlassenen.
Die Geschäfte mit VW-Aktien haben bei der WestLB den Berichten zufolge binnen weniger Tage zu Verlusten von bis zu 100 Millionen Euro geführt. Dazu könnten nun noch Forderungen von Anlegern kommen, die etwa VW-Papiere zu überhöhten Preisen gekauft haben. Zu den Opfern der Manipulationen könnten auch Besitzer von Knock-out-Zertifikaten gehören, die wertlos werden, wenn ein Aktienkurs einen bestimmten Wert überschreitet.
"Es lohnt sich für Anleger, solche Ansprüche zu prüfen", sagte der Münchener Kapitalmarktrechtler Peter Mattil. Entscheidend sei nicht, ob die Aktienhändler der Bank die Anleger vorsätzlich schädigen wollten. "Es reicht, wenn sie das billigend in Kauf genommen haben." Zwar sei höchstrichterlich noch nicht entschieden, ob sich geschädigte Anleger auf das Manipulationsverbot im zuletzt mehrfach reformierten Wertpapierhandelsgesetz berufen können. "Alles andere wäre aber zynisch, denn diese Regelung sollte dem Anlegerschutz dienen", sagt Anwalt Philipp Härle von der Anlegerkanzlei Tilp in Berlin.
Der Bank dürfte es wenig nützen, dass die beiden Händler offenbar eigenmächtig gehandelt haben. Der Bundesgerichtshof mache Unternehmen in der Regel für das Fehlverhalten von Angestellten haftbar, sagt Härle. Dies gelte vor allem dann, wenn sich zeige, dass die Bank die Mitarbeiter unzureichend beaufsichtigt habe.
jo/bk/teb
Der angeblich innerhalb von wenigen Tagen entstandende dreistellige Millionenverlust beim Eigenhandel der WestLB ist offenbar nur ein "Betriebsunfall" in einer Kette von Manipulationen gewesen. Aktienhändler der WestLB stünden unter dem Verdacht, jahrelang die Schlusskurse von Vorzugsaktien manipuliert zu haben, berichtete die "Financial Times Deutschland". Händler hätten damit auf dem Papier hohe Gewinne im Eigenhandel der Bank erzielt und ihre Bonuszahlungen gesichert, schrieb die Zeitung unter Berufung auf mit den Vorfällen betrauten Bankern.
Nach Informationen der Zeitung waren neben VW-Papieren vor allem auch Metro- und BMW-Aktien von den Geschäften betroffen. Die damit erzielten Gewinne seien überwiegend Scheinerträge gewesen. Die durch die Geschäfte aufgebauten Positionen seien zum großen Teil noch vorhanden. Müssten sie aufgelöst werden, werde ein tatsächlicher Verlust des Zentralinstituts der Sparkassen in Nordrhein-Westfalen und Brandenburg sichtbar. Der Rückstellungsbetrag belaufe sich auf "geschätzte 300 Millionen Euro", zitierte die Zeitung einen Experten in der WestLB. Dies werde von der WestLB bestritten. "Es gibt heute keinen Rückstellungsbedarf", sagte Chefjurist Michael Berghaus.
Die Händler haben dem Bericht zufolge möglicherweise seit 2001 gegen Vorschriften der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) verstoßen. Auch befreundete Maklerhäuser hätten Vorzugsaktien gekauft, um einen regen Handel vorzutäuschen. Auch eine US-Bank soll behilflich gewesen sein.
Die WestLB hatte am Dienstag erklärt, nach bisherigen Untersuchungsergebnissen seien möglicherweise auch Dritte an den Vorgängen beteiligt gewesen, deren Tätigkeit "nicht unter die Aufklärungshoheit der WestLB fällt". Angaben über die Schadenshöhe durch die Vorgänge machte die Bank bisher nicht.
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Internetriese kauft Werbefirma für 3,1 Milliarden Dollar
Das Internetunternehmen Google hat einen Bieter-Wettstreit um die Onlinewerbefirma DoubleClick gewonnen. Google setzte sich am Freitagabend (Ortszeit) mit einem Gebot von 3,1 Milliarden US-Dollar (rund 2,3 Milliarden Euro) für DoubleClick durch. Das Unternehmen stach damit drei weitere Konkurrenten aus, wie US-Medien berichteten. Auch Microsoft sowie die Internetportale AOL und Yahoo! hätten sich um das Werbeunternehmen bemüht. Durch den Kauf könne die Technik von DoubleClick mit der eigenen Werbeplattform verbunden werden, teilte Google mit. Analysten äußerten allerdings Zweifel, ob der Kaufpreis nicht zu hoch gewesen sei.
Google-Chef Eric Schmidt sagte bei einer Telefonkonferenz, das Unternehmen habe schon "sehr lange" über den Kauf nachgedacht. Zusammen könnten die beiden Firmen effiziente Lösungen bieten, die Suchanzeigen und klassische Werbung miteinander verbänden. Durch die Verbindung der Fähigkeiten von DoubleClick bei klassischen Anzeigen und bei Videowerbung mit der Erfahrung von Google bei Suchanzeigen könne Google in Zukunft Produkte anbieten, die besser auf Internetnutzer ausgerichtet werden könnten, hieß es weiter.
DoubleClick-Chef David Rosenblatt betonte, beide Unternehmen teilten "eine gemeinsame Vision". Beide seien Internetunternehmen derselben Generation und hätten ihre Büros in New York im selben Gebäude. Zudem arbeiteten bei beiden Firmen ehemalige Mitarbeiter des jeweils anderen Unternehmens. Auch nutzten viele der bei Google werbenden Firmen bereits jetzt die Technik von DoubleClick.
Die Investoren zeigten nach der Bekanntgabe des Kaufs allerdings zunächst Zurückhaltung. Die Google-Aktie gab im nachbörslichen Handel leicht um 0,25 Prozent auf 466,29 Dollar nach. "Google gibt eine ganze Menge Geld aus, und es ist nicht klar, ob sie es weise ausgeben", sagte der Analyst Rob Enderle von der Enderle Group der Nachrichtenagentur AFP. "Nach der negativen Presse nach dem Kauf von Youtube durch Google scheint es, als ob die Investoren diese Übernahme etwas kritischer betrachten." Google hatte das Videoportal Youtube im November für 1,65 Milliarden Dollar übernommen und kämpft seitdem mit Urheberrechtsproblemen.
"Vielleicht ist der Kauf von DoubleClick eine strategische Entscheidung. Aber es ist noch nicht klar, ob er nicht reine Geldverschwendung ist", gab Enderle zu bedenken. Angeboten hatte DoubleClick die Investmentfirma Hellman and Friedman, die das Werbeunternehmen 2005 angeblich für eine Milliarde Dollar gekauft hatte. "DoubleClick hat seinen Wert in dieser Zeit nicht verdreifacht", sagte Enderle.
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Mediziner sollen Geschenke von Firmen erhalten haben
Die Münchener Staatsanwaltschaft ermittelt in 3100 Fällen gegen Klinikärzte und Mitarbeiter von Pharma-Firmen wegen Korruptionsverdachts und des Verdachts der Vorteilsgewährung. Ärzte sollen von den Firmen unter anderem Bargeld, Geschenke und Studienreisen angenommen haben. Die Pharmafirmen hätten sich davon einen besseren Absatz ihrer Medikamente versprochen, berichtete das Bielefelder "Westfalen-Blatt" unter Berufung auf den Münchner Oberstaatsanwalt Anton Winkler. Ermittelt wird gegen Mitarbeiter der Pharma-Firmen Fujisama, Bristol-Meyers Squibb (BMS), Servier und Amgen. Bundesweit seien 600 Kliniken betroffen.
Allein im Fall der US-Firma BMS mit Sitz in München laufen dem Bericht zufolge noch 2500 Ermittlungsverfahren. 500 weitere seien bereits abgeschlossen und wegen geringer Schuld oder gegen Geldauflagen eingestellt worden. Die Geldauflage habe bei einigen Ärzten bis zu 10.000 Euro betragen. Im Fall des japanischen Konzerns Fujisawa und des deutschen Konzerns Servier gehe es jeweils um 300 Korruptionsverfahren. Über die Zahl der Strafverfahren im Fall der Deutschlandzentrale von Amgen konnte Winkler noch keine Auskunft erteilen.
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Tradition und Freiheit: die Vorlesungen des jungen Joseph Ratzinger
|
von BLÖDMANN
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„Es war zu Beginn des Wintersemesters 1959/60 im vollbesetzten
Hörsaal 11 der Universität, als sich die Tür öffnete
und ein junger Geistlicher eintrat, den man im ersten Augenblick, aber nur
im allerersten, für den zweiten oder dritten Vikar einer
Großstadtpfarrei halten konnte. Der Ordinarius für
Fundamentaltheologie war damals 32 Jahre alt.“ So beschreibt der vor
zwei Jahren verstorbene damalige Student Horst Ferdinand, der später
im Bundesrat und im diplomatischen Dienst tätig war, in seinem bisher
unveröffentlichten Manuskript mit Erinnerungen den Beginn der
Universitätslaufbahn von Joseph Ratzinger. Ein Abenteuer, das der
spätere Papst in seiner Autobiographie wie einen vielversprechenden,
aufregenden Anfang beschreibt: „Am 15. April 1959 begann ich meine
Vorlesungen nunmehr als ordentlicher Professor der Fundamentaltheologie an
der Bonner Universität vor einer großen Hörerschar, die mit
Begeisterung den neuen Ton aufnahm, den sie bei mir zu vernehmen
glaubte“ [Joseph Kardinal Ratzinger: Aus
meinem Leben. Erinnerungen (1927-1977)
, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1998].
Bonn war damals fast schon zufällig die Hauptstadt
im Deutschland Adenauers. Das zweigeteilte Land, das seinen östlichen
Teil jenseits der Mauer zurücklassen mußte, erlebte einen
unerhörten wirtschaftlichen Aufschwung. Bei den Wahlen von 1957 konnte
die CDU die absolute Mehrheit der Wählerstimmen erreichen. Nach dem
Alptraum der Nazi-Zeit leistete die deutsche Kirche mit berechtigtem Stolz
ihren wertvollen Beitrag zum Neubeginn der Nation. In einem Klima, das
leicht zum Triumphalismus verleiten konnte, schrieb der junge Priester und
Professor Ratzinger 1958 einen Artikel für die Zeitschrift Hochland; Reflexionen, die der
kurzen, aber intensiven pastoralen Erfahrung erwachsen waren, die er ein
paar Jahre zuvor als Kaplan in der Pfarrei Heilig Blut in Bogenhausen
machen konnte. Darin heißt es: „Nach der Religionsstatistik ist
das alte Europa noch immer ein fast vollständig
christlicher Erdteil“; eine Statistik, die
„täuscht“, wie er meint. Die Kirche der Nachkriegszeit
erscheint ihm als Kirche von Heiden. „Nicht mehr wie einst Kirche aus
den Heiden, die zu Christen geworden sind, sondern Kirche von Heiden, die
sich noch Christen nennen, aber in Wahrheit zu Heiden wurden“ [Joseph
Ratzinger, Das neue Volk Gottes, Düsseldorf 1969, Patmos-Verlag, S. 325]. Ein neues
Heidentum also, das unaufhaltsam im Herzen der Kirche wächst und droht, sie von innen zu zerstören.
<pelem>
Bonn ist eine überschaubare Stadt; die vom Krieg
geschlagenen Wunden sind noch immer nicht verheilt. Der junge, brillante
bayerische Professor dagegen kommt aus der geborgenen Welt des Freisinger
Dombergs, wo sich die Kathedrale gleich neben dem Seminar mit der
Philosophisch-theologischen Hochschule befindet, an der er 1958 als
Professor seine ersten Vorlesungen in Dogmatik und Fundamentaltheologie
halten konnte. Die Stadt am Rhein, deren Ruf ihn erreicht hatte,
erscheint ihm mit ihrem pulsierenden akademischen Leben angenehm
stimulierend. In seiner Autobiographie schreibt er: „So kamen
Anregungen von überall, zumal ja auch Belgien und die Niederlande nahe
waren und traditionell im Rheinland die Türen nach Frankreich hin
offen stehen“ (op.cit. S. 93). Für ihn war es „sozusagen
das Traumziel, dorthin zu gehen“ (op.cit. S. 89), auf diesen
Lehrstuhl, den sich sein Lehrer Gottlieb Söhngen immer gewünscht
hatte, der ihm aber versagt geblieben war. Die größte Freude
aber ist die begeisterte Aufnahme, die er bei seinen Studenten findet.
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Ein ganz besonderer Professor
In seiner Autobiographie bezeichnet Ratzinger die
ersten Monate in Bonn als „ein Fest der ersten Liebe“ (op.cit.
S. 96). Unter den Studenten macht die Kunde von dem theologischen enfant prodige schon bald die
Runde. Der Judaist Peter Kuhn, der später in der Tübinger und
Regensburger Zeit Assistent von Professor Ratzinger war, erinnert sich:
„Ich war damals knapp über zwanzig und gehörte der
evangelisch-lutherischen Kirche an. Ich besuchte die
Evangelisch-theologische Fakultät; zuvor hatte ich in Basel u. a. die
Vorlesungen von Karl Barth und Karl Jaspers gehört. Ich lernte Vinzenz
Pfnür kennen, einen Bayern, der Ratzinger aus Freising gefolgt war. Er
sagte zu mir: Das ist ein sehr interessanter Professor, den mußt du
dir anhören. Schon beim ersten Seminar habe ich gedacht: Dieser Mann
ist außergewöhnlich, ganz anders als die übrigen
katholischen Professoren, die ich kenne.“ Der Redemptorist Viktor
Hahn, der erste Student, der bei Ratzinger promovierte, erinnert sich:
„Der Hörsaal war vollbesetzt. Bei den Studenten war er sehr
beliebt. Er hatte eine schöne und einfache Sprache. Die Sprache eines
Gläubigen.“
Was begeisterte die Studenten so an diesen in leisem
Ton, konzentriert, ohne jede Theatralik vorgetragenen Vorlesungen? Es war
offensichtlich, daß das, was dieser junge Professor da vortrug, nicht
von ihm selbst kam. Nicht er war der Protagonist. „Ich habe nie
versucht,“ erklärt Ratzinger in seinem Buch Salz der Erde, „ein eigenes
System, eine Sondertheologie zu schaffen. Spezifisch ist, wenn man es so
nennen will, daß ich einfach mit dem Glauben der Kirche mitdenken
will, und das heißt vor allem mitdenken mit den großen Denkern
des Glaubens“ [Joseph Ratzinger, Salz der
Erde, Deutsche Verlags-Anstalt GmbH,
München 1996, S. 70].
Die Wege, die Ratzinger seinen Studenten auf der
abenteuerlichen Entdeckungsreise der Tradition weist, sind dieselben,
die ihn schon zu seiner eigenen Studienzeit begeistert haben: die
Historizität der Offenbarung, Augustinus, die sakramentale Natur der
Kirche. Man muß sich nur die Themen seiner Vorlesungen und Seminare
in den ersten Jahren seiner Lehrtätigkeit ansehen. Im Wintersemester
1959-60 ging es um „Wesen und Wirklichkeit der göttlichen
Offenbarung“. Im nachfolgenden Semester lautete das Thema „Die
Lehre der Kirche“. Die Seminare ab dem Sommersemester 1961
befaßten sich mit „Kirche, Sakrament und Glaube nach der
Augsburger Konfession“, mit „Problemen des
frühchristlichen Kirchenverständnisses“ und mit
„Religionsphilosophischen Problemen in den Confessiones des Augustinus“.
Die Vorlesungen Ratzingers hatten nichts mit einem
Aushängeschild akademischer Gelehrsamkeit zu tun. Seine Sprache war
klar und einfach; eine Sprache, die die Fragen direkt angeht, und
mögen sie noch so komplex sein. Roman Angulanza, einer der ersten
Studenten der Bonner Jahre, berichtet: „Die Art, Vorlesungen zu
halten, hat er fast schon revolutioniert. Er las sie seiner Schwester Maria
immer in der Küche vor. Sie war sehr intelligent, hatte aber nicht
Theologie studiert. Und wenn die Vorlesung bei seiner Schwester Gefallen
fand, war das für ihn das Zeichen, daß sie in Ordnung
war.“ Professor Alfred Läpple, Präfekt Ratzingers am
Seminar zu Freising, weiß zu berichten: „Joseph sagte immer:
wenn du eine Vorlesung hältst, müssen die Studenten den Stift
liegen lassen, dir einfach nur zuhören. Solange sie noch mitschreiben,
hast du sie nicht wirklich in deinen Bann gezogen. Wenn sie aber den Stift
weglegen und dich ansehen, während du sprichst, dann hast du
vielleicht ihr Herz berührt. Er wollte zu den Herzen der Studenten
sprechen. Es interessierte ihn nicht, einfach nur ihr Wissen zu
vergrößern. Er sagte immer, daß man die wichtigen Dinge
des Christentums nur lernt, wenn sie einem das Herz erwärmen.“
Gerade dieser Freude daran, die Tradition durch die
Lektüre der Väter wiederzuentdecken, entsprang die totale und
wagemutige Öffnung des jungen Professors den Fragen und Gärungen
gegenüber, die das theologische Denken jener Jahre so pulsierend
machten. In Bonn waren noch alte Professoren, die noch eine Ausbildung nach
streng antimodernistischen Normen empfangen hatten und sich darauf
beschränkten, Schematismen der neoscholastischen Theologie vorzulegen,
um in Rom nur ja nicht anzuecken. Er dagegen schien sich von
Einschüchterungen und akademischen Konformismen nicht beeinflussen zu
lassen. Hahn berichtet: „Ich war beeindruckt, als er einmal in einer
Vorlesung einen Text aus dem Alten Testament zum Vorwand nahm, um das in
jenen Jahren geläufige Bild der Kirche mit den Reichen der Meder und
Perser zu vergleichen, die sich ewig wähnten dank der statischen
Unveränderlichkeit ihrer Gesetze. Mit Nachdruck betonte er, daß
man sich vor einem solchen Kirchenbild hüten solle.“ Peter Kuhn
bestätigt: „Im Vergleich zu ihm waren manche andere Professoren
altmodisch und steif, in ihren Schemata eingefahren, vor allem den
Protestanten gegenüber. Er dagegen ging die Fragen ohne Furcht an. Er
hatte keine Scheu, sich in Neuland vorzuwagen – andere Professoren
dagegen blieben in den Bahnen ihrer pedantischen Selbstgenügsamkeit
eingefahren.“
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Freiheit und Offenheit prägten auch seine
Beziehung zur protestantischen Welt. Viele Studenten der
Evangelisch-theologischen Fakultät – und das war damals ganz und
gar unüblich – besuchten die Vorlesungen des jungen katholischen
Professors, der sich im Sommersemester 1961 mit dem Thema „Kirche,
Sakrament und Glaube in der Confessio Augustana“, im Wintersemester 1962-63 mit dem Tractatus de
potestate papae von Philipp Melanchthon
beschäftigte. Sein damaliger Student Vinzenz Pfnür, der Ratzinger
von Freising nach Bonn gefolgt war, bearbeitete als Dissertationsthema die
Rechtfertigungslehre der Confessio Augustana und ihrer katholischen
Gegenschriften. Viele Jahre später – nun selbst Professor
für Kirchengeschichte – konnte er dann seinen Beitrag zu der am
31. Oktober 1999 in Augsburg unterzeichneten „Gemeinsamen
Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ des Lutherischen Weltbundes
und der Katholischen Kirche leisten. Er erzählt 30Tage: „1961 schrieb Ratzinger
für das protestantische Lexikon Die
Religion in Geschichte und Gegenwart einen
Artikel über den Protestantismus aus katholischer Sicht. Es war damals
ungewöhnlich, daß ein Katholik gebeten wurde, für diese
Zeitschrift zu schreiben. Ratzinger stellte darin die kontrastierenden
Elemente zur damals im protestantischen Bereich vorherrschenden
dialektischen und existentiellen Theologie heraus. Aber er betonte auch,
daß trotz der Distanz zwischen den beiden ‚Systemen‘ eine
Nähe bestand, in dem nämlich, was den Gläubigen als Erbe der
Kirche vermittelt wurde – sowohl von katholischer als auch
protestantischer Seite, beispielsweise im Gebet.“
Ratzinger und Schlier
werden Freunde
Die jeden Rahmen sprengende Offenheit des jungen
bayerischen Professors wird auch aus seiner Wahlverwandtschaft mit
Persönlichkeiten ersichtlich, die vom damaligen theologischen establishment als
„Grenzfälle“ eingestuft werden. In Bonn begegnet Ratzinger
Heinrich Schlier, dem großen lutherischen Exegeten, der 1953 zum
Katholizismus konvertierte. „Als Schüler von Rudolf Bultmann war
Schlier ein Meister der historisch-philologischen exegetischen
Methode,“ weiß Pfnür zu berichten. „Was die Frage
zum ‚historischen‘ Jesus betrifft, war es für Schlier ohne
weiteres möglich, wichtige Züge des Lebens Jesu zu
rekonstruieren, der Jesus des Glaubens aber ist durch die Rekonstruktionen
des Historikers nicht zu erfassen, sondern allein mittels der vier
Evangelien als einzige legitime Interpretationen. Der theologische
Existentialismus Bultmanns lief jedoch Gefahr, die Auferstehung auf ein
innerliches, geistiges und psychologisches Phänomen zu reduzieren, das
von den Jüngern im Innersten ihrer Glaubenssicht erlebt wurde.
Für Schlier dagegen beschreiben die Evangelien, so wie sie von der
Kirche interpretiert werden, reale Ereignisse, und nicht innere, von einem
religiösen Gefühl der Apostel erzeugte Erlebnisse. Diese Ansicht
teilten Ratzinger und Schlier, und auf dieser Grundlage wurden sie
Freunde.“ Ein Ansatz, der auch wichtige Züge der Bultmannschen
Lehre über die Annäherung an die Heilige Schrift übernimmt
und in ihrem Wert erschließt – ohne sich dem a priori zu verschließen.
Zwischen Ende der Sechziger- und Anfang der Siebzigerjahre konnte den
Studienwochen für Jungtheologen in Bierbronnen, im Schwarzwald, durch
die beiden Professoren neuer Aufschwung gegeben werden. Schlier nahm einmal
auch an den jährlich stattfindenden Tagungen der Doktoranden
Ratzingers teil und hielt damals die Vorträge. Diese Treffen waren
seit der Lehrtätigkeit in Tübingen zu einer schönen
Gewohnheit geworden. In den Bonner Jahren schien die Sympathie
Ratzingers für den bedeutenden Exegeten vom Rest des akademischen
Lehrkörpers jedoch nicht geteilt zu werden. Nach der Konversion zum
Katholizismus, die ihm die Möglichkeit verschloß, an der
evangelischen Fakultät zu unterrichten, kam Schlier auch an der
katholischen Fakultät nicht unter, wurde an die philosophische
Fakultät als Honorarprofessor „abgeschoben“, wo er
christliche Literatur des Altertums unterrichtete. Zu seinen Vorlesungen
strömten die Studenten aus ganz Deutschland zusammen, aus
Holland und Belgien. „Aber einige Professoren waren ihm nicht
wohlgesonnnen,“ erinnert sich Peter Kuhn, „standen ihm geradezu
feindselig gegenüber. Seine Herkunft vom Luthertum und von
Bultmann war ihnen suspekt. Sie neideten ihm sicher auch seinen
weiten menschlichen und intellektuellen Horizont – und nicht zuletzt
wohl auch seine große Hörerzahl.“
Eine andere Freundschaft „im Grenzbereich“
der Bonner Jahre ist die mit dem Indologen Paul Hacker, dessen Genie auch
in der Autobiographie Ratzingers deutlich herausgestellt wird. Auch der vom
Luthertum kommende Hacker wird Katholik, nach „nächtelangem
Brüten über den Vätern oder Luther, vor so mancher Flasche
Rotwein.“ Auf die ungemein große Kenntnis Hackers in
Sachen Hinduismus greift Ratzinger für die Vorbereitung seiner
Vorlesungen über Geschichte der Religionen zurück, die Teil des
fundamentaltheologischen Kurses sind.
Ratzingers Interesse an der Welt der
Religionen konzentriert sich gerade in jenen Jahren auf den Hinduismus. [WAS SOLL MAN DA NOCH GLAUBEN?]
„Manche Studenten beklagten sich, machten ihre Scherze darüber.
Ratzinger ist ganz im Hinduismus[HAKENKREUZ_SYMBOL] versunken, sagten sie, er spricht nur noch
von Rama, Khrisna[Strassengang] und vor allem Bhakti(Philosophie der Scientology), wir können schon nicht
mehr…“. Aber es waren auch die Jahre der ersten bedeutenden
Begegnung Ratzingers mit einer bemerkenswerten Persönlichkeit der
jüdischen Welt: dem Gelehrten und Vorbeter in der Bonner(BONN=Wolfgang Schäuble) Synagoge
Charles (Chajjim) Horowitz, der an der Evangelisch-theologischen
Fakultät Seminare hielt.[Juden in der Scientology_Ilja Richter (Disco70er/ZDF)Schauspieler u.a.=Nichtjude ]
Die Jahre des Konzils
An der Theologischen Fakultät Bonn unterrichteten
damals bedeutende Professoren vom Kaliber eines Hubert Jedin. Der
große Kirchengeschichtler hatte – wie einige der damaligen
Studenten meinen – wohl den Ausschlag zu Ratzingers Ruf nach
Bonn gegeben. Oder der Dogmengeschichtler Theodor Klauser, der
„Star“ der Fakultät, der einen schnittigen Mercedes fuhr
und immer wie aus dem Ei gepellt war (Ratzinger dagegen benützte die
öffentlichen Verkehrsmittel oder ging zu Fuß, die obligatorische
Baskenmütze auf dem Kopf ); oder aber der bayerische Dogmatiker Johann
Auer, dem Ratzinger dann später als Kollegen in Regensburg wieder
begegnen sollte. Um den Professor scharte sich schon bald ein kleiner Kreis
von Studenten: Pfnür, Angulanza und ein paar andere. Sonntags lud
Ratzinger sie manchmal in seine Wohnung in der Bad Godesberger
Wurzerstrasse ein, in die er nach der ersten Unterkunft im theologischen
Konvikt Albertinum gezogen war. Seine Schwester Maria wohnte bei ihm; sie
war eine gute Köchin. Manchmal war auch Auer bei diesen typisch
bayerischen „Brotzeiten“ zugegen.
In Bonn hatte Ratzinger auch seinen ersten Assistenten:
den vor zwei Jahren verstorbenen Werner Böckenförde. Der
aus Münster stammende Böckenförde hatte eine starke
Persönlichkeit, so daß manch einer den Eindruck hatte, in
Wirklichkeit würde er seinen Professor „dirigieren.“.
„Böckenförde schätzte Ratzinger als Theologen,“
erläutert Angulanza „mehr interessiert war er aber an Fakten
kirchenpolitischer Art, die er sehr kritisch beurteilte. In der Beziehung
der beiden wurde die Form gewahrt; sie war korrekt, aber es gab keine
Vertrautheit.“
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Die dynamische und ausgeglichene Atmosphäre, in
der sich die Bonner Lehrtätigkeit abspielt, ist jedoch nicht von
Dauer. Die vielen Studenten, die in die Vorlesungen des knapp über
dreißig Jahre alten Professors strömen, wecken den Neid
altgedienter Professoren wie Johannes Botterweck (Altes Testament) und
Theodor Schäfer (Neues Testament). Angulanza erinnert sich:
„Über Schäfer kann ich nicht viel sagen, weil ich seine
trockenen Vorlesungen nie besucht habe, in denen er nichts anderes tat, als
seine Einleitung des Neuen Testaments wortwörtlich herunterzulesen. Botterweck wirkte auf uns
Studenten anmaßend, von sich selbst eingenommen und polemisch.“
Der akademische Neid wird noch größer, als Johannes XXIII. das
II. Vatikanische Konzil einberuft und der Kardinal von Köln, Joseph
Frings, den jungen bayerischen Dozenten, auf einen Vortrag desselben hin,
als theologischen Berater will. Frings und sein Sekretär Hubert Luthe
– späterer Bischof von Essen, bereits Studienkollege Ratzingers
an der Universität München – schicken ihrem Mitarbeiter die
Schemata der
Dokumente der Zentralen Vorbereitungskommission, um von ihm Kritik und
Verbesserungsvorschläge zu erhalten. Auf Ratzinger wirken sie
– wie er in seiner Autobiographie erzählt – „etwas
steif und eng, zu sehr an die Theologie der Schule gebunden, zu sehr das
Denken von Gelehrten und zu wenig das von Hirten“ [Joseph Kardinal
Ratzinger: Aus meinem Leben. Erinnerungen
(1927-1977), S. 101].
Ratzinger schreibt auch einen berühmten
Vortrag über „Das Konzil und die moderne Gedankenwelt“,
der von Frings in Genua am 19. November 1961 verlesen wird. Darin werden
die im Vorfeld des Konzils beim Großteil der europäischen
Episkopate entstandenen Reformerwartungen zusammengefasst. Als das Konzil
beginnt, bringt Frings seinen Berater mit nach Rom, erwirkt für ihn
die Ernennung zum offiziellen Konzilstheologen. Er läßt sich bei
der Abfassung der Beiträge helfen, die die Argumente des
reformorientierten Flügels der Konzilsversammlung repräsentieren.
Und ermöglicht es seinem Mitarbeiter so, einer der Protagonisten
„hinter den Kulissen“ des Konzils zu werden. In Bonn aber wird
diese offensichtliche Wertschätzung des 35jährigen
Theologie-Talents nicht von allen gern gesehen. Die Lage spitzt sich zu.
Invidia clericorum
Zu den Doktoranden Ratzingers gehören auch zwei
orthodoxe Studenten, Damaskinos Papandréou und Stylianos
Harkianakis, die heute Metropoliten des Ökumenischen Patriarchats
Konstantinopel sind. Der Fakultätsrat lehnt das Ansuchen der beiden
ab, an der Katholisch-theologischen Fakultät zu promovieren. Als
Ratzinger zu den Konzilsversammlungen wieder einmal nach Rom reist, werden
die Noten der beiden von seinen Gegnern heruntergedrückt. Auch die
Habilitationsschrift des Studenten Johannes Dörmann über die
neuen, durch die Studien Johann Jacob Bachofens (dem ersten, der die
Theorie der Existenz eines Urmatriarchats aufstellte) erschlossenen
Kenntnisse über die Evolutionstheorie wird mit dem Argument blockiert, es handle sich
um keine theologische Arbeit. Das erinnert Ratzinger an sein eigenes Drama;
damals, als der Dogmatikprofessor Michael Schmaus, sein Hauptgutachter,
versucht hatte, seine eigene Habilitationsschrift über Bonaventura
nicht durchgehen zu lassen, weil er sich persönlich übergangen
fühlte und darin modernistische Gedanken zu finden meinte. Und er
erkennt, daß die Zeit für eine Veränderung gekommen war.
1962 wird der Lehrstuhl für Dogmatik an der
anerkannten Universität Münster frei: Der große
Dogmatiker Hermann Volk, inzwischen zum Bischof von Mainz ernannt, will
Joseph Ratzinger als seinen Nachfolger. Viktor Hahn erinnert sich:
„Der Professor wollte dem Ruf zunächst nicht nachkommen:
er wollte Bonn nicht verlassen, auch, um sich nicht vom nahen Köln zu
entfernen, wo die Zusammenarbeit mit Frings begonnen hat. Aber vier Monate
später überlegte er es sich anders, und nahm doch an. Die
Feindseligkeit ihm gegenüber war nach seiner Ernennung zum
Konzilsberater sicher größer geworden. Ich fragte Prof. Jedin,
ob ihn die anderen Professoren loswerden wollten. Und er antwortete mir,
daß ich damit vielleicht sogar recht haben könnte.“
Botterweck rühmte sich bei seinen Kollegen nämlich damit, ihn aus
Bonn „verjagt“ zu haben.
In Münster läßt sich Ratzinger mit
seiner Schwester Maria in einem Haus in der
Annette-von-Droste-Hülshoff-Straße nieder, in der Nähe des
Aasees. Im oberen Stockwerk finden seine treuen „Anhänger“
Pfnür und Angulanza Unterkunft, die ihm an der Universität als
wissenschaftliche Mitarbeiter zur Seite stehen. Früh am Morgen
zelebriert er die Messe in der Kapelle eines Pflegeheims in der
Nähe seiner Wohnung, dann fährt er mit dem Rad in die
Fakultät. Peter Kuhn berichtet: „Münster ist eine flach
gelegene Stadt, nicht weit von Holland, dort fahren alle mit dem Rad,
auch heute noch. Pfnür kaufte für den Professor ein Rad. Da er
aber sehr sparsam war (und ist), besorgte er, wie gewöhnlich, nur ein
gebrauchtes, das in einem so bescheidenen Zustand war, daß ich ihn
noch heute aufziehe und ihm sage, daß dem Papst wegen diesem Fahrrad
– was natürlich nicht stimmt – immer noch die Knie weh
tun…“. In Münster wollen immer mehr Studenten bei ihm
promovieren. Die Tradition der bayerischen „Brotzeiten“ wird im
engsten Freundeskreis fortgeführt. Manchmal trifft sich die kleine
Gruppe von Theologen mit ihrem Professor in einem Wirtshaus am See, das wie
für sie gemacht scheint: es heißt Zum Himmelreich.
An der Fakultät findet Ratzinger ein herzliches
und stimulierendes Klima vor. „Die Fakultät von Münster war
eine aufstrebende Fakultät,“ erinnert sich Pfnür,
„die einen größeren Handlungsspielraum, mehr finanzielle
Möglichkeiten bot als Bonn. Und die Dogmatik war das Aktionsfeld, das
sich am besten für Professor Ratzinger eignete; hier konnte er
seine Erfahrung in Sachen Patristik und Heilige Schrift am besten
einbringen.“ Die „klassischen“ Säulen von
Ratzingers Unterricht kommen im Licht dessen zum Tragen, was beim
römischen Konzil geschieht. 1963 befassen sich seine Kurse mit
der Einleitung in die Dogmatik und der Eucharistielehre. Das Seminar rankt
sich um das Thema „Schrift und Tradition“. 1964 und 1965 geht
es bei den Seminaren um die Konstitution Lumen
gentium des II. Vatikanischen Konzils. Im
Wintersemester 1965-66 geht es in einem seiner Dogmatik-Kurse um eine
Retrospektive des gerade zu Ende gegangenen Konzils, das Seminar dagegen
läßt sich von der Konzilskonstitution Dei Verbum über die Offenbarung
inspirieren.
Mit den Kollegen gibt es keine Probleme. Philosophie
unterrichtet Joseph Pieper. Für Theologie ist der für seine
resolute Art bekannte Erwin Iserloh zuständig. In jenen Jahren wird
die Dozentengarde noch um andere vielversprechende Jungtheologen wie Walter
Kasper und Johannes Baptist Metz, Initiator der politischen Theologie,
bereichert, gegen den Ratzinger später noch polemisieren wird. Aber in
der Zeit in Münster scheint sich niemand an der großen
Beliebtheit zu stoßen, die Ratzinger bei seinen Studenten
genießt. Pfnür berichtet: „Eingeschrieben waren ca. 350,
an den Vorlesungen nahmen jedoch im Durchschnitt 600 Hörer teil. Auch
Studenten von anderen Fakultäten kamen, um Ratzinger zu hören
– von der Philosophie, von der Jurisprudenz. Wir haben den
Ekklesiologie-Kurs über die Zentralität der Eucharistie
vervielfältigt und 850 Kopien davon verkauft.“
„Pfnür hatte in Münster eine Art von kleiner Druckerei
eingerichtet,“ berichtete Kuhn schmunzelnd. „Die Vorlesungen
wurden vervielfältigt, in Pakete verpackt und in ganz Deutschland und
Österreich verschickt, an die auf die verschiedenen
Theologie-Fakultäten verteilten ‚Fans‘ Ratzingers.“
Die intensive Beteiligung Professor Ratzingers an den
Konzilsarbeiten trägt zur Vermehrung seines Ruhmes bei. Er schreibt
Stellungnahmen für seinen Kardinal, wird mit der Erstellung von
Dokumentsentwürfen betraut, die alternativ waren zu den von der
Römischen Kurie erarbeiteten. Er arbeitet mit allen großen
Konzilstheologen zusammen: Yves Congar, Henri de Lubac, Jean
Daniélou, Gérard Philips, Karl Rahner. „Uns
Studenten erzählte er, daß ihn besonders die
lateinamerikanischen Bischöfe und Theologen beeindruckten,“
berichtetet Pfnür. Als er nach Ende der römischen Sitzungen nach
Deutschland zurückkam, hielt er vier gut besuchte öffentliche
Vorträge über die Konzilsperioden, die auch im Druck erschienen.
Möglichkeiten für eine Reflexion, bei der sich das Urteil
Ratzingers deutlich absetzte von dem auf progressiver Seite spürbaren
Neotriumphalismus und der polemisch angeheizten Stimmung, die bereits auf
andere „reformistische“ Theologen des Konzils abgefärbt
hatte. Ratzinger selbst schreibt: „Von Mal zu Mal fand ich, aus
Rom zurückkehrend, die Stimmung in der Kirche und unter den Theologen
aufgewühlter. Immer mehr bildete sich der Eindruck, daß
eigentlich nichts fest sei in der Kirche, daß alles zur Revision
stehe“ (op.cit.. S. 134). Pfnür erläutert: „Die
ersten Anzeichen für die Orientierungslosigkeit konnte man nicht
so sehr an der Fakultät wahrnehmen, sondern in den Pfarreien. Die
Pfarrer begannen, die Liturgie nach Belieben zu ändern, und das hat er
immer scharf kritisiert.“
An der Fakultät liefen die Dinge gut. Ratzinger
war bei Kollegen wie auch Studenten überaus geschätzt. Hahn
erzählt 30Tage
eine bezeichnende Episode aus dieser Zeit: „Einmal war der
Hörsaal zum Bersten voll: keiner wollte die öffentliche disputatio zwischen Prof.
Metz und dem Schweizer Theologen Hans Urs von Balthasar versäumen, der
Metzens politische Theologie kritisierte. Metz bat Ratzinger, bei der
Debatte als Koordinator zu fungieren. So faßte unser Professor
– zwischen einem Beitrag und dem anderen – die Argumente der
beiden Kontrahenten so gekonnt zusammen, daß auch die unklarsten
Passagen klar und interessant wurden. Am Ende wurden sowohl Metz als auch
von Balthasar mit respektvollem Applaus bedacht. Der längste und
begeistertste Applaus aber galt dem Schiedsrichter.“
Die Studenten drängen in seine Vorlesungen, von
seinen Kollegen wird er geschätzt, er hat Kontakte zu Bischöfen
und Theologen der ganzen Welt… Was bewegt Ratzinger dann doch,
Münster zu verlassen?
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Der „Ruf“ Küngs
Der inzwischen zu Weltruhm gelangte Professor ist
jedoch keiner, der seine kirchliche und wissenschaftliche Karriere
über alles gestellt hätte. Seine Schwester Maria, die ihm mit
hingebungsvoller Fürsorge zur Seite steht, kann sich in der
westfälischen Stadt einfach nicht einleben. Der schönste Ort in
Münster ist für sie der Bahnhof, von dem die Züge nach
Bayern fahren. Hahn berichtet: „Ein paar Jahre später, als ich
ihn einmal gefragt habe, warum er aus Münster fortgegangen ist, sagte
er mir, daß seine Schwester dort nicht glücklich gewesen
wäre. Sie hatte ihm ihr ganzes Leben gewidmet – wie hätte
ihm da ihr Heimweh gleichgültig sein können?“. Als ihn
dann, 1966, der Ruf auf den zweiten dogmatischen Lehrstuhl an der
Katholisch-theologischen Fakultät Tübingen erreicht, muß
Ratzinger nicht lange überlegen. Beim Umzug dorthin ist Pfnür an
seiner Seite. Empfangen werden sie von einem Theologen, den Ratzinger
seit 1957 kennt und dem er auch beim Konzil begegnet ist. Einer, der ihn
schätzt und der sich bei seinen Fakultätskollegen dafür
eingesetzt hat, daß er nach Tübingen gerufen wurde. Er lädt
sie zum Essen ein und behandelt den „Neuzugang“ der
Tübinger Fakultät mit großer Herzlichkeit. Sein Name ist
Hans Küng.
Fortsetzung folgt…hoffentlich besser als Jetzt des Anscheins übrig?
_MANNA;MANNA_,hoffentlich wird die Frucht des Baumes nicht missbraucht,denn dann wird "Sie" schlecht und macht den Menschen schlecht,da die Frucht des Senfes durch sein Korn zur Fortpflanzung durch Deformierung des Genes schlecht gemacht worden ist.Also gleich dem Bildnis einer doppelten Manipulation im materiellen und im geistlichen Wesen nach ,was nicht den wahren und guten Menschen repräsentiert sondern eher dem eines Tieres, was tötet wegen Manipulation und Verschlechterung des um ein herumschauenden Lebens auf sich als erstes und der Anderen"Menschen"um Sie zu vereinigen durch Hilfe,die selbst erschaffen worden .Dieses durch "Die",die einem helfen aber die diese sind,die es verursacht haben!AUFWACHEN!ES GEHT UM EUCH UND EURE KINDER UND_ NICHT UM MACHT;GELD;MISSGUNST;FALSCHE LIEBE;UNTER FREIEM WILLE;NEUE ARBEIT,..._!
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Ein Beispel jüngstem Zeitgeist
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