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Saturday, 14. April 2007
Ein biblischer Backwarenvertreter?" "MEA CULPA"!
DIE GESCHICHTE VON JOSEPH RATZINGER



Tradition und Freiheit: die Vorlesungen des jungen Joseph Ratzinger



Die ersten Vorlesungen bei Professor Ratzinger in der Erinnerung seiner Studenten. „Der Hörsaal war vollbesetzt. Bei den Studenten war er sehr beliebt. Er hatte eine schöne und einfache Sprache. Die Sprache eines Gläubigen.“


von BLÖDMANN

 

Joseph Ratzinger auf einem Foto des Jahres 1960 beim Vorbereiten einer Vorlesung in der Bibliothek des fundamentaltheologischen Seminars in Bonn.
     
Es war zu Beginn des Wintersemesters 1959/60 im vollbesetzten
Hörsaal 11 der Universität, als sich die Tür öffnete
und ein junger Geistlicher eintrat, den man im ersten Augenblick, aber nur
im allerersten, für den zweiten oder dritten Vikar einer
Großstadtpfarrei halten konnte. Der Ordinarius für
Fundamentaltheologie war damals 32 Jahre alt.“ So beschreibt der vor
zwei Jahren verstorbene damalige Student Horst Ferdinand, der später
im Bundesrat und im diplomatischen Dienst tätig war, in seinem bisher
unveröffentlichten Manuskript mit Erinnerungen den Beginn der
Universitätslaufbahn von Joseph Ratzinger. Ein Abenteuer, das der
spätere Papst in seiner Autobiographie wie einen vielversprechenden,
aufregenden Anfang beschreibt: „Am 15. April 1959 begann ich meine
Vorlesungen nunmehr als ordentlicher Professor der Fundamentaltheologie an
der Bonner Universität vor einer großen Hörerschar, die mit
Begeisterung den neuen Ton aufnahm, den sie bei mir zu vernehmen
glaubte“ [Joseph Kardinal Ratzinger:
Aus
meinem Leben. Erinnerungen (1927-1977)

, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1998].

     

Bonn war damals fast schon zufällig die Hauptstadt
im Deutschland Adenauers. Das zweigeteilte Land, das seinen östlichen
Teil jenseits der Mauer zurücklassen mußte, erlebte einen
unerhörten wirtschaftlichen Aufschwung. Bei den Wahlen von 1957 konnte
die CDU die absolute Mehrheit der Wählerstimmen erreichen. Nach dem
Alptraum der Nazi-Zeit leistete die deutsche Kirche mit berechtigtem Stolz
ihren wertvollen Beitrag zum Neubeginn der Nation. In einem Klima, das
leicht zum Triumphalismus verleiten konnte, schrieb der junge Priester und
Professor Ratzinger 1958 einen Artikel für die Zeitschrift
Hochland; Reflexionen, die der
kurzen, aber intensiven pastoralen Erfahrung erwachsen waren, die er ein
paar Jahre zuvor als Kaplan in der Pfarrei Heilig Blut in Bogenhausen
machen konnte. Darin heißt es: „Nach der Religionsstatistik ist
das  alte Europa noch immer ein fast vollständig
 christlicher Erdteil“; eine  Statistik, die
„täuscht“, wie er meint. Die Kirche der Nachkriegszeit
erscheint ihm als Kirche von Heiden. „Nicht mehr wie einst Kirche aus
den Heiden, die zu Christen geworden sind, sondern Kirche von Heiden, die
sich noch Christen nennen, aber in Wahrheit zu Heiden wurden“ [Joseph
Ratzinger,
Das neue Volk Gottes, Düsseldorf 1969, Patmos-Verlag, S. 325]. Ein neues
Heidentum also, das unaufhaltsam im Herzen der Kirche wächst und
droht, sie von innen zu zerstören.
<pelem>     
Bonn ist eine überschaubare Stadt; die vom Krieg
geschlagenen Wunden sind noch immer nicht verheilt. Der junge, brillante
bayerische Professor dagegen kommt aus der geborgenen Welt des Freisinger
Dombergs, wo sich die Kathedrale gleich neben dem Seminar mit der
Philosophisch-theologischen Hochschule befindet, an der er 1958 als
Professor seine ersten Vorlesungen in Dogmatik und Fundamentaltheologie
 halten konnte. Die Stadt am Rhein, deren Ruf ihn erreicht hatte,
erscheint ihm mit ihrem pulsierenden akademischen Leben angenehm
stimulierend. In seiner Autobiographie schreibt er: „So kamen
Anregungen von überall, zumal ja auch Belgien und die Niederlande nahe
waren und traditionell im Rheinland die Türen nach Frankreich hin
offen stehen“ (op.cit. S. 93). Für ihn war es „sozusagen
das Traumziel, dorthin zu gehen“ (op.cit. S. 89), auf diesen
Lehrstuhl, den sich sein Lehrer Gottlieb Söhngen immer gewünscht
hatte, der ihm aber versagt geblieben war. Die größte Freude
aber ist die begeisterte Aufnahme, die er bei seinen Studenten findet.

     

Die Rheinische Friedrich-Wilhelms Universität Bonn.
     
Ein ganz besonderer Professor
     

In seiner Autobiographie bezeichnet Ratzinger die
ersten Monate in Bonn als „ein Fest der ersten Liebe“ (op.cit.
S. 96). Unter den Studenten macht die Kunde von dem theologischen
enfant prodige schon bald die
Runde. Der Judaist Peter Kuhn, der später in der Tübinger und
Regensburger Zeit Assistent von Professor Ratzinger war, erinnert sich:
„Ich war damals knapp über zwanzig und gehörte der
evangelisch-lutherischen Kirche an. Ich besuchte die
Evangelisch-theologische Fakultät; zuvor hatte ich in Basel u. a. die
Vorlesungen von Karl Barth und Karl Jaspers gehört. Ich lernte Vinzenz
Pfnür kennen, einen Bayern, der Ratzinger aus Freising gefolgt war. Er
sagte zu mir: Das ist ein sehr interessanter Professor, den mußt du
dir anhören. Schon beim ersten Seminar habe ich gedacht: Dieser Mann
ist außergewöhnlich, ganz anders als die übrigen
katholischen Professoren, die ich kenne.“ Der Redemptorist Viktor
Hahn, der erste Student, der bei Ratzinger promovierte, erinnert sich:
„Der Hörsaal war vollbesetzt. Bei den Studenten war er sehr
beliebt. Er hatte eine schöne und einfache Sprache. Die Sprache eines
Gläubigen.“

     
Was begeisterte die Studenten so an diesen in leisem
Ton, konzentriert, ohne jede Theatralik vorgetragenen Vorlesungen? Es war
offensichtlich, daß das, was dieser junge Professor da vortrug, nicht
von ihm selbst kam. Nicht er war der Protagonist. „Ich habe nie
versucht,“ erklärt Ratzinger in seinem Buch
Salz der Erde, „ein eigenes
System, eine Sondertheologie zu schaffen. Spezifisch ist, wenn man es so
nennen will, daß ich einfach mit dem Glauben der Kirche mitdenken
will, und das heißt vor allem mitdenken mit den großen Denkern
des Glaubens“ [
Joseph Ratzinger, Salz der
Erde
, Deutsche Verlags-Anstalt GmbH,
München 1996, S. 70].

     
Die Wege, die Ratzinger seinen Studenten auf der
abenteuerlichen Entdeckungsreise der  Tradition weist, sind dieselben,
die ihn schon zu seiner eigenen Studienzeit begeistert haben: die
Historizität der Offenbarung, Augustinus, die sakramentale Natur der
Kirche. Man muß sich nur die Themen seiner Vorlesungen und Seminare
in den ersten Jahren seiner Lehrtätigkeit ansehen. Im Wintersemester
1959-60 ging es um „Wesen und Wirklichkeit der göttlichen
Offenbarung“. Im nachfolgenden Semester lautete das Thema „Die
Lehre der Kirche“. Die  Seminare ab dem Sommersemester 1961
befaßten sich mit „Kirche, Sakrament  und Glaube nach der
Augsburger Konfession“, mit „Problemen des
frühchristlichen Kirchenverständnisses“ und mit
„Religionsphilosophischen Problemen in den  
Confessiones des Augustinus“. 
     
Die Vorlesungen Ratzingers hatten nichts mit einem
Aushängeschild akademischer Gelehrsamkeit zu tun. Seine Sprache war
klar und einfach; eine Sprache, die die Fragen direkt angeht, und
mögen sie noch so komplex sein. Roman Angulanza, einer der ersten
Studenten der Bonner Jahre, berichtet: „Die Art, Vorlesungen zu
halten, hat er fast schon revolutioniert. Er las sie seiner Schwester Maria
immer in der Küche vor. Sie war sehr intelligent, hatte aber nicht
Theologie studiert. Und wenn die Vorlesung bei seiner Schwester Gefallen
fand, war das für ihn das Zeichen, daß sie in Ordnung
war.“ Professor Alfred Läpple, Präfekt Ratzingers am
Seminar zu Freising, weiß zu berichten: „Joseph sagte immer:
wenn du eine Vorlesung hältst, müssen die Studenten den Stift
liegen lassen, dir einfach nur zuhören. Solange sie noch mitschreiben,
hast du sie nicht wirklich in deinen Bann gezogen. Wenn sie aber den Stift
weglegen und dich ansehen, während du sprichst, dann hast du
vielleicht ihr Herz berührt. Er wollte zu den Herzen der Studenten
sprechen. Es interessierte ihn nicht, einfach nur ihr Wissen zu
vergrößern. Er sagte immer, daß man die wichtigen Dinge
des Christentums nur lernt, wenn sie einem das Herz erwärmen.“

     
Gerade dieser Freude daran, die Tradition durch die
Lektüre der Väter wiederzuentdecken, entsprang die totale und
wagemutige Öffnung des jungen Professors den Fragen und Gärungen
gegenüber, die das theologische Denken jener Jahre so pulsierend
machten. In Bonn waren noch alte Professoren, die noch eine Ausbildung nach
streng antimodernistischen Normen empfangen hatten und sich darauf
beschränkten, Schematismen der neoscholastischen Theologie vorzulegen,
um in Rom nur ja nicht anzuecken. Er dagegen schien sich von
Einschüchterungen und akademischen Konformismen nicht beeinflussen zu
lassen. Hahn berichtet: „Ich war beeindruckt, als er einmal in einer
Vorlesung einen Text aus dem Alten Testament zum Vorwand nahm, um das in
jenen Jahren geläufige Bild der Kirche mit den Reichen der Meder und
Perser zu vergleichen, die sich ewig wähnten dank der statischen
Unveränderlichkeit ihrer Gesetze. Mit Nachdruck betonte er, daß
man sich vor einem solchen Kirchenbild hüten solle.“ Peter Kuhn
bestätigt: „Im Vergleich zu ihm waren manche andere Professoren
altmodisch und steif, in ihren Schemata eingefahren, vor allem den
Protestanten gegenüber. Er dagegen ging die Fragen ohne Furcht an. Er
hatte keine Scheu, sich in Neuland vorzuwagen – andere Professoren
dagegen blieben in den Bahnen ihrer pedantischen Selbstgenügsamkeit
eingefahren.“

Die Westfälische Wilhelms-Universität Münster.
     
Freiheit und Offenheit prägten auch seine
Beziehung zur protestantischen Welt. Viele Studenten der
Evangelisch-theologischen Fakultät – und das war damals ganz und
gar unüblich – besuchten die Vorlesungen des jungen katholischen
Professors, der sich im Sommersemester 1961 mit dem Thema „Kirche,
Sakrament und Glaube in der
Confessio Augustana“, im Wintersemester 1962-63 mit dem Tractatus de
potestate papae
von Philipp Melanchthon
beschäftigte. Sein damaliger Student Vinzenz Pfnür, der Ratzinger
von Freising nach Bonn gefolgt war, bearbeitete als Dissertationsthema die
Rechtfertigungslehre der
Confessio Augustana und ihrer katholischen
Gegenschriften. Viele Jahre später – nun selbst Professor
für Kirchengeschichte – konnte er dann seinen Beitrag zu der am
31. Oktober 1999 in Augsburg unterzeichneten „Gemeinsamen
Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ des Lutherischen Weltbundes
und der Katholischen Kirche leisten. Er erzählt
30Tage: „1961 schrieb Ratzinger
für das protestantische Lexikon
Die
Religion in Geschichte und Gegenwart
 einen
Artikel über den Protestantismus aus katholischer Sicht. Es war damals
ungewöhnlich, daß ein Katholik gebeten wurde, für diese
Zeitschrift zu schreiben. Ratzinger stellte darin die kontrastierenden
Elemente zur damals im protestantischen Bereich vorherrschenden
dialektischen und existentiellen Theologie heraus. Aber er betonte auch,
daß trotz der Distanz zwischen den beiden ‚Systemen‘ eine
Nähe bestand, in dem nämlich, was den Gläubigen als Erbe der
Kirche vermittelt wurde – sowohl von katholischer als auch
protestantischer Seite, beispielsweise im Gebet.“

     
Ratzinger und Schlier
     
werden Freunde
     
Die jeden Rahmen sprengende Offenheit des jungen
bayerischen Professors wird auch aus seiner Wahlverwandtschaft mit
Persönlichkeiten ersichtlich, die vom damaligen theologischen
establishment als
„Grenzfälle“ eingestuft werden. In Bonn begegnet Ratzinger
Heinrich Schlier, dem großen lutherischen Exegeten, der 1953 zum
Katholizismus konvertierte. „Als Schüler von Rudolf Bultmann war
Schlier ein Meister der historisch-philologischen exegetischen
Methode,“ weiß Pfnür zu berichten. „Was die Frage
zum ‚historischen‘ Jesus betrifft, war es für Schlier ohne
weiteres möglich, wichtige Züge des Lebens Jesu zu
rekonstruieren, der Jesus des Glaubens aber ist durch die Rekonstruktionen
des Historikers nicht zu erfassen, sondern allein mittels der vier
Evangelien als einzige legitime Interpretationen. Der theologische
Existentialismus Bultmanns lief jedoch Gefahr, die Auferstehung auf ein
innerliches, geistiges und psychologisches Phänomen zu reduzieren, das
von den Jüngern im Innersten ihrer Glaubenssicht erlebt wurde.
Für Schlier dagegen beschreiben die Evangelien, so wie sie von der
Kirche interpretiert werden, reale Ereignisse, und nicht innere, von einem
religiösen Gefühl der Apostel erzeugte Erlebnisse. Diese Ansicht
teilten Ratzinger und Schlier, und auf dieser Grundlage wurden sie
Freunde.“ Ein Ansatz, der auch wichtige Züge der Bultmannschen
Lehre über die Annäherung an die Heilige Schrift übernimmt
und in ihrem Wert erschließt – ohne sich dem
a priori zu verschließen.
Zwischen Ende der Sechziger- und Anfang der Siebzigerjahre konnte den
Studienwochen für Jungtheologen in Bierbronnen, im Schwarzwald, durch
die beiden Professoren neuer Aufschwung gegeben werden. Schlier nahm einmal
auch an den jährlich stattfindenden Tagungen der Doktoranden
Ratzingers teil und hielt damals die Vorträge. Diese Treffen waren
seit der Lehrtätigkeit in Tübingen zu einer schönen
Gewohnheit geworden. In den Bonner Jahren  schien die Sympathie
Ratzingers für den bedeutenden Exegeten vom Rest des akademischen
Lehrkörpers jedoch nicht geteilt zu werden. Nach der Konversion zum
Katholizismus, die ihm die Möglichkeit verschloß, an der
evangelischen Fakultät zu unterrichten, kam Schlier auch an der
katholischen Fakultät nicht unter, wurde an die philosophische
Fakultät als Honorarprofessor „abgeschoben“, wo er
christliche Literatur des Altertums unterrichtete. Zu seinen Vorlesungen
strömten die  Studenten aus  ganz Deutschland zusammen, aus
Holland und Belgien. „Aber einige Professoren waren ihm nicht
wohlgesonnnen,“ erinnert sich Peter Kuhn, „standen ihm geradezu
feindselig gegenüber. Seine Herkunft vom Luthertum und von
 Bultmann war ihnen suspekt. Sie neideten ihm sicher auch seinen
weiten menschlichen und intellektuellen Horizont – und nicht zuletzt
wohl auch seine große Hörerzahl.“

     
Eine andere Freundschaft „im Grenzbereich“
der Bonner Jahre ist die mit dem Indologen Paul Hacker, dessen Genie auch
in der Autobiographie Ratzingers deutlich herausgestellt wird. Auch der vom
Luthertum kommende Hacker wird Katholik, nach „nächtelangem
Brüten über den Vätern oder Luther, vor so mancher Flasche
Rotwein.“  Auf die ungemein große Kenntnis Hackers in
Sachen Hinduismus greift Ratzinger für die Vorbereitung seiner
Vorlesungen über Geschichte der Religionen zurück, die Teil des
fundamentaltheologischen Kurses sind.

Ratzingers Interesse an der Welt der
Religionen konzentriert sich gerade in jenen Jahren auf den Hinduismus. [WAS SOLL MAN DA NOCH GLAUBEN?]
„Manche Studenten beklagten sich, machten ihre Scherze darüber.
Ratzinger ist ganz im Hinduismus[HAKENKREUZ_SYMBOL] versunken, sagten sie, er spricht nur noch
von Rama, Khrisna[Strassengang] und vor allem Bhakti(Philosophie der Scientology), wir können schon nicht
mehr…“. Aber es waren auch die Jahre der ersten bedeutenden
Begegnung Ratzingers mit einer bemerkenswerten Persönlichkeit der
jüdischen Welt: dem Gelehrten und Vorbeter in der Bonner(BONN=Wolfgang Schäuble) Synagoge
Charles (Chajjim) Horowitz, der an der Evangelisch-theologischen
Fakultät Seminare hielt.[Juden in der Scientology_Ilja Richter (Disco70er/ZDF)Schauspieler u.a.=Nichtjude ]


     

     
Die Jahre des Konzils
     
An der Theologischen Fakultät Bonn unterrichteten
damals bedeutende Professoren vom Kaliber eines Hubert Jedin. Der
große Kirchengeschichtler hatte – wie einige der damaligen
Studenten  meinen – wohl den Ausschlag zu Ratzingers Ruf nach
Bonn gegeben. Oder der Dogmengeschichtler Theodor Klauser, der
„Star“ der Fakultät, der einen schnittigen Mercedes fuhr
und immer wie aus dem Ei gepellt war (Ratzinger dagegen benützte die
öffentlichen Verkehrsmittel oder ging zu Fuß, die obligatorische
Baskenmütze auf dem Kopf ); oder aber der bayerische Dogmatiker Johann
Auer, dem Ratzinger dann später als Kollegen in Regensburg wieder
begegnen sollte. Um den Professor scharte sich schon bald ein kleiner Kreis
von Studenten: Pfnür, Angulanza und ein paar andere. Sonntags lud
Ratzinger sie manchmal in seine Wohnung in der Bad Godesberger
Wurzerstrasse ein, in die er nach der ersten Unterkunft im theologischen
Konvikt Albertinum gezogen war. Seine Schwester Maria wohnte bei ihm; sie
war eine gute Köchin. Manchmal war auch Auer bei diesen typisch
bayerischen „Brotzeiten“ zugegen.

     
In Bonn hatte Ratzinger auch seinen ersten Assistenten:
den vor zwei Jahren verstorbenen Werner Böckenförde.  Der
aus Münster stammende Böckenförde hatte eine starke
Persönlichkeit, so daß manch einer den Eindruck hatte, in
Wirklichkeit würde er seinen Professor „dirigieren.“.
„Böckenförde schätzte Ratzinger als Theologen,“
erläutert Angulanza „mehr interessiert war er aber an Fakten
kirchenpolitischer Art, die er sehr kritisch beurteilte. In der Beziehung
der beiden wurde die Form gewahrt; sie war korrekt, aber es gab keine
Vertrautheit.“

Joseph Ratzinger, Berater beim II. Vatikanischen Konzil, auf einem Foto vom Herbst 1964.
     
Die dynamische und ausgeglichene Atmosphäre, in
der sich die Bonner Lehrtätigkeit abspielt, ist jedoch nicht von
Dauer. Die vielen Studenten, die in die Vorlesungen des knapp über
dreißig Jahre alten Professors  strömen, wecken den Neid
altgedienter Professoren wie Johannes Botterweck (Altes Testament) und
Theodor Schäfer (Neues Testament). Angulanza erinnert sich:
„Über Schäfer kann ich nicht viel sagen, weil ich seine
trockenen Vorlesungen nie besucht habe, in denen er nichts anderes tat, als
seine Einleitung
des Neuen Testaments wortwörtlich herunterzulesen. Botterweck wirkte auf uns
Studenten anmaßend, von sich selbst eingenommen und polemisch.“
Der akademische Neid wird noch größer, als Johannes XXIII. das
II. Vatikanische Konzil einberuft und der Kardinal von Köln, Joseph
Frings, den jungen bayerischen Dozenten, auf einen Vortrag desselben hin,
als theologischen Berater will. Frings und sein Sekretär Hubert Luthe
– späterer Bischof von Essen, bereits Studienkollege Ratzingers
an der Universität München – schicken ihrem Mitarbeiter die
Schemata der
Dokumente der Zentralen Vorbereitungskommission, um von ihm Kritik und
Verbesserungsvorschläge  zu erhalten. Auf Ratzinger wirken sie
– wie er in seiner Autobiographie erzählt – „etwas
steif und eng, zu sehr an die Theologie der Schule gebunden, zu sehr das
Denken von Gelehrten und zu wenig das von Hirten“ [Joseph Kardinal
Ratzinger:
Aus meinem Leben. Erinnerungen
(1927-1977)
, S. 101].
Ratzinger schreibt auch einen berühmten
Vortrag über „Das Konzil und die moderne Gedankenwelt“,
der von Frings in Genua am 19. November 1961 verlesen wird. Darin werden
die im Vorfeld des Konzils beim Großteil der europäischen
Episkopate entstandenen Reformerwartungen zusammengefasst. Als das Konzil
beginnt, bringt Frings seinen Berater mit nach Rom, erwirkt für ihn
die Ernennung zum offiziellen Konzilstheologen. Er läßt sich bei
der Abfassung der Beiträge helfen, die die Argumente des
reformorientierten Flügels der Konzilsversammlung repräsentieren.
Und ermöglicht es seinem Mitarbeiter so, einer der Protagonisten
„hinter den Kulissen“ des Konzils zu werden. In Bonn aber wird
diese offensichtliche Wertschätzung des 35jährigen
Theologie-Talents nicht von allen gern gesehen. Die Lage spitzt sich zu.

     
 
     
Invidia clericorum
     
Zu den Doktoranden Ratzingers gehören auch zwei
orthodoxe Studenten, Damaskinos Papandréou und Stylianos
Harkianakis, die heute Metropoliten des Ökumenischen Patriarchats
Konstantinopel sind. Der Fakultätsrat lehnt das Ansuchen der beiden
ab, an der Katholisch-theologischen Fakultät zu promovieren. Als
Ratzinger zu den Konzilsversammlungen wieder einmal nach Rom reist, werden
die Noten der beiden von seinen Gegnern heruntergedrückt. Auch die
Habilitationsschrift des Studenten Johannes Dörmann über die
neuen, durch die Studien Johann Jacob Bachofens (dem ersten, der die
Theorie der Existenz eines Urmatriarchats aufstellte) erschlossenen
Kenntnisse über die
Evolutionstheorie wird mit dem Argument blockiert, es handle sich
um keine theologische Arbeit. Das erinnert Ratzinger an sein eigenes Drama;
damals, als der Dogmatikprofessor Michael Schmaus, sein Hauptgutachter,
versucht hatte, seine eigene Habilitationsschrift über Bonaventura
nicht durchgehen zu lassen, weil er sich persönlich übergangen
fühlte und darin modernistische Gedanken zu finden meinte. Und er
erkennt, daß die Zeit für eine Veränderung gekommen war.

     
1962 wird der Lehrstuhl für Dogmatik an der
 anerkannten Universität Münster frei: Der große
Dogmatiker Hermann Volk, inzwischen zum Bischof von Mainz ernannt, will
Joseph Ratzinger als seinen Nachfolger. Viktor Hahn erinnert sich:
 „Der Professor wollte dem Ruf zunächst nicht nachkommen:
er wollte Bonn nicht verlassen, auch, um sich nicht vom nahen Köln zu
entfernen, wo die Zusammenarbeit mit Frings begonnen hat. Aber vier Monate
später überlegte er es sich anders, und nahm doch an. Die
Feindseligkeit ihm gegenüber war nach seiner Ernennung zum
Konzilsberater sicher größer geworden. Ich fragte Prof. Jedin,
ob ihn die anderen Professoren loswerden wollten. Und er antwortete mir,
daß ich damit vielleicht sogar recht haben könnte.“
Botterweck rühmte sich bei seinen Kollegen nämlich damit, ihn aus
Bonn „verjagt“ zu haben.

     
In Münster läßt sich Ratzinger mit
seiner Schwester Maria in einem Haus in der
Annette-von-Droste-Hülshoff-Straße nieder, in der Nähe des
Aasees. Im oberen Stockwerk finden seine treuen „Anhänger“
Pfnür und Angulanza Unterkunft, die ihm an der Universität als
wissenschaftliche Mitarbeiter zur Seite stehen. Früh am Morgen
zelebriert er die Messe in der Kapelle  eines Pflegeheims in der
Nähe seiner Wohnung, dann fährt er mit dem Rad in die
Fakultät. Peter Kuhn berichtet: „Münster ist eine flach
gelegene Stadt, nicht weit von Holland, dort fahren alle mit dem  Rad,
auch heute noch. Pfnür kaufte für den Professor ein Rad. Da er
aber sehr sparsam war (und ist), besorgte er, wie gewöhnlich, nur ein
gebrauchtes, das in einem so bescheidenen Zustand war, daß ich ihn
noch heute aufziehe und ihm sage, daß dem Papst wegen diesem Fahrrad
– was natürlich nicht stimmt – immer noch die Knie weh
tun…“. In Münster wollen immer mehr Studenten bei ihm
promovieren. Die Tradition der bayerischen „Brotzeiten“ wird im
engsten Freundeskreis fortgeführt. Manchmal trifft sich die kleine
Gruppe von Theologen mit ihrem Professor in einem Wirtshaus am See, das wie
für sie gemacht scheint: es heißt  
Zum Himmelreich.
     
An der Fakultät findet Ratzinger ein herzliches
und stimulierendes Klima vor. „Die Fakultät von Münster war
eine aufstrebende Fakultät,“ erinnert sich Pfnür,
„die einen größeren Handlungsspielraum, mehr finanzielle
Möglichkeiten bot als Bonn. Und die Dogmatik war das Aktionsfeld, das
sich am besten für  Professor Ratzinger eignete; hier konnte er
seine Erfahrung in Sachen Patristik und Heilige Schrift am besten
 einbringen.“ Die „klassischen“ Säulen von
Ratzingers Unterricht kommen im Licht dessen zum Tragen, was beim
römischen Konzil geschieht.  1963 befassen sich seine Kurse mit
der Einleitung in die Dogmatik und der Eucharistielehre. Das Seminar rankt
sich um das Thema „Schrift und Tradition“. 1964 und 1965 geht
es bei den Seminaren um die Konstitution
Lumen
gentium
des II. Vatikanischen Konzils. Im
Wintersemester 1965-66 geht es in einem seiner Dogmatik-Kurse um eine
Retrospektive des gerade zu Ende gegangenen Konzils, das Seminar dagegen
läßt sich von der Konzilskonstitution
Dei Verbum über die Offenbarung
inspirieren.

     
Mit den Kollegen gibt es keine Probleme. Philosophie
unterrichtet Joseph Pieper. Für Theologie ist der für seine
resolute Art bekannte Erwin Iserloh zuständig. In jenen Jahren wird
die Dozentengarde noch um andere vielversprechende Jungtheologen wie Walter
Kasper und Johannes Baptist Metz, Initiator der politischen Theologie,
bereichert, gegen den Ratzinger später noch polemisieren wird. Aber in
der Zeit in Münster scheint sich niemand an der großen
Beliebtheit zu stoßen, die Ratzinger bei seinen Studenten
genießt. Pfnür berichtet: „Eingeschrieben waren ca. 350,
an den Vorlesungen nahmen jedoch im Durchschnitt 600 Hörer teil. Auch
Studenten von anderen Fakultäten kamen, um Ratzinger zu hören
– von der Philosophie, von der Jurisprudenz. Wir haben den
Ekklesiologie-Kurs über die Zentralität der Eucharistie
vervielfältigt und  850 Kopien davon verkauft.“
„Pfnür hatte in Münster eine Art von kleiner Druckerei
eingerichtet,“ berichtete Kuhn schmunzelnd. „Die Vorlesungen
wurden vervielfältigt, in Pakete verpackt und in ganz Deutschland und
Österreich verschickt, an die auf die verschiedenen
Theologie-Fakultäten verteilten ‚Fans‘ Ratzingers.“
 

     
Die intensive Beteiligung Professor Ratzingers an den
Konzilsarbeiten trägt zur Vermehrung seines Ruhmes bei. Er schreibt
 Stellungnahmen für seinen Kardinal, wird mit der Erstellung von
Dokumentsentwürfen betraut, die alternativ waren zu den von der
Römischen Kurie erarbeiteten. Er arbeitet mit allen großen
Konzilstheologen zusammen: Yves Congar, Henri de Lubac, Jean
Daniélou, Gérard Philips, Karl Rahner.  „Uns
Studenten erzählte er, daß ihn besonders die
lateinamerikanischen Bischöfe und Theologen beeindruckten,“
berichtetet Pfnür. Als er nach Ende der römischen Sitzungen nach
Deutschland zurückkam, hielt er vier gut besuchte öffentliche
Vorträge über die Konzilsperioden, die auch im Druck erschienen.
Möglichkeiten für eine Reflexion, bei der sich das Urteil
Ratzingers deutlich absetzte von dem auf progressiver Seite spürbaren
Neotriumphalismus und der polemisch angeheizten Stimmung, die bereits auf
andere „reformistische“ Theologen des Konzils abgefärbt
hatte. Ratzinger selbst schreibt: „Von Mal zu  Mal fand ich, aus
Rom zurückkehrend, die Stimmung in der Kirche und unter den Theologen
aufgewühlter. Immer mehr bildete sich der Eindruck, daß
eigentlich nichts fest sei in der Kirche, daß alles zur Revision
stehe“ (op.cit.. S. 134). Pfnür erläutert: „Die
ersten Anzeichen für die Orientierungslosigkeit  konnte man nicht
so sehr an der Fakultät wahrnehmen, sondern in den Pfarreien. Die
Pfarrer begannen, die Liturgie nach Belieben zu ändern, und das hat er
immer scharf kritisiert.“

     
An der Fakultät liefen die Dinge gut. Ratzinger
war bei Kollegen wie auch Studenten überaus geschätzt. Hahn
erzählt
30Tage
eine bezeichnende Episode aus dieser Zeit: „Einmal war der
Hörsaal zum Bersten voll: keiner wollte die öffentliche
disputatio zwischen Prof.
Metz und dem Schweizer Theologen Hans Urs von Balthasar versäumen, der
Metzens politische Theologie kritisierte. Metz bat Ratzinger, bei der
Debatte als Koordinator zu fungieren. So faßte unser Professor
– zwischen einem Beitrag und dem anderen – die Argumente der
beiden Kontrahenten so gekonnt zusammen, daß auch die unklarsten
Passagen klar und interessant wurden. Am Ende wurden sowohl Metz als auch
von Balthasar mit respektvollem Applaus bedacht. Der längste und
begeistertste Applaus aber galt dem Schiedsrichter.“

     
Die Studenten drängen in seine Vorlesungen, von
seinen Kollegen wird er geschätzt, er hat Kontakte zu Bischöfen
und Theologen der ganzen Welt… Was bewegt Ratzinger dann doch,
Münster zu verlassen?

     

Ratzinger, Professor der Dogmatik und Fundamentaltheologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Freising (1959).
     
Der „Ruf“ Küngs
     
Der inzwischen zu Weltruhm gelangte Professor ist
jedoch keiner, der seine kirchliche und wissenschaftliche Karriere
über alles gestellt hätte. Seine Schwester Maria, die ihm mit
hingebungsvoller Fürsorge zur Seite steht, kann sich in der
westfälischen Stadt einfach nicht einleben. Der schönste Ort in
Münster ist für sie der Bahnhof, von dem die Züge nach
Bayern fahren. Hahn berichtet: „Ein paar Jahre später, als ich
ihn einmal gefragt habe, warum er aus Münster fortgegangen ist, sagte
er mir, daß seine Schwester dort nicht glücklich gewesen
wäre. Sie hatte ihm ihr ganzes Leben gewidmet – wie hätte
ihm da ihr Heimweh gleichgültig sein können?“. Als ihn
dann, 1966,  der Ruf auf den zweiten dogmatischen Lehrstuhl an der
Katholisch-theologischen Fakultät Tübingen erreicht, muß
Ratzinger nicht lange überlegen. Beim Umzug dorthin ist Pfnür an
seiner Seite. Empfangen werden sie von einem Theologen, den  Ratzinger
seit 1957 kennt und dem er auch beim Konzil begegnet ist. Einer, der ihn
schätzt und der sich bei seinen Fakultätskollegen dafür
eingesetzt hat, daß er nach Tübingen gerufen wurde. Er lädt
sie zum Essen ein und behandelt den „Neuzugang“ der
Tübinger Fakultät mit großer Herzlichkeit. Sein Name ist
Hans Küng.  

     
Fortsetzung folgt…hoffentlich besser als Jetzt des Anscheins übrig?    
     

     
_MANNA;MANNA_,hoffentlich wird die Frucht des Baumes nicht missbraucht,denn dann wird "Sie" schlecht und macht den Menschen schlecht,da die Frucht des Senfes durch sein Korn zur Fortpflanzung durch Deformierung des Genes schlecht gemacht worden ist.Also gleich dem Bildnis einer doppelten Manipulation im materiellen und im geistlichen Wesen nach ,was nicht den wahren und guten Menschen repräsentiert sondern eher dem eines Tieres, was tötet wegen Manipulation und Verschlechterung des um ein herumschauenden Lebens auf sich als erstes und der Anderen"Menschen"um Sie zu vereinigen durch Hilfe,die selbst erschaffen worden .Dieses durch "Die",die einem helfen aber die diese sind,die es verursacht haben!AUFWACHEN!ES GEHT UM EUCH UND EURE KINDER UND_ NICHT UM MACHT;GELD;MISSGUNST;FALSCHE LIEBE;UNTER FREIEM WILLE;NEUE ARBEIT,..._!


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