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TV News | RSS | Blogs  $ 1,184 / %0,42 ? 1,734 / %0,52 Altın 30,07 / %0,4 Worldtheories: Die Wurzeln des Antisemitismus in der Antike,im frühen Christentum,Heidentum und im Koran Teil II
Sunday, 15. April 2007
Die Wurzeln des Antisemitismus in der Antike,im frühen Christentum,Heidentum und im Koran Teil II
Die Wurzeln des Antisemitismus in der Antike,im frühen Christentum,Heidentum und im Koran Teil II
Aurelius Augustinus, «Traktat gegen die Juden»
Aurelius Augustinus, «Traktat gegen die Juden»

Aurelius Augustinus (354-430) stammte aus Thagaste, dem heutigen Souk Ahras in Algerien. Er war philosophisch gebil­det, von Cicero und den Neuplatonikern geprägt, ehe er in einer schwer errungenen Bekehrung - von der er selbst in einem der großartigsten Werke der abendländischen Literatur, seinen «Confessiones» («Bekenntnissen»), berichtet - zum Christen­tum fand und 387 von Ambrosius in Mailand getauft wurde.
Er wurde Priester und ab 398 Bischof von Hippo, dem heutigen Bone in Algerien. Dort erwies er sich als mutiger, Kontroversen nicht scheuender Kirchenführer und verfasste Schriften, die das christliche Abendland entscheidend prägten. Er war zweifellos der einflussreichste unter allen lateinischen Kirchenlehrern der Spätantike.
Sein Hauptwerk, «De Civitate Dei» («Über den Gottesstaat»), entstand nach der Eroberung Roms durch die ebenfalls christ­lichen arianischen Westgoten 410 nach Christus, der ersten großen «Sinnkrise» des Römischen Reichs seit Augustus. Auch dieses Werk enthält antijüdische Spitzen, darunter die be­kannte Tatsachenverfälschung, allein die Juden hätten Jesus getötet (5,18), sie seien als Mörder Christi bestraft, «mit der Wurzel ausgerottet und durch alle Länder verstreut» worden (18,46).
Seine Glaubenslehre wurde vor allem durch «De Trinitate» («Über die Dreieinigkeit») nahezu verbindlich bis ins hohe Mittelalter. Über 500 erhaltene Predigten und eine 270 Briefe umfassende Korrespondenz haben über Jahrhunderte, und teils noch bis heute, kirchliche Praxis, Homiletik und Seelsorge beeinflusst. Über Luther, der Augustinermönch war, wirkten seine Lehren und Thesen bis in die Reformationszeit nach.Und noch heute sehr wieder erstarkt.

Vor diesem bewundernswerten Hintergrund wirkt sein aus­geprägter Judenhass, der in verschiedenen Schriften kaum
verhohlen zum Vorschein kommt, umso erschütternder. Teil weise stand er hier in der Nachfolge seines Lehrers Arnl)Mir. und anderer lateinischer Autoren (Augustinus las kaum (ine chisch).
Die Technik der Manipulation alttestamentlicher Aussagen zum Schaden der Juden seiner Zeit perfektionierte er virtuos, wie wir in dem nachfolgenden Zitat aus seiner polemischsten Streitschrift sehen werden, dem Traktakt «Gegen die Juden», das 429 entstand und in Form einer Predigt geschrieben ist. Aber es war auch Augustinus, der im «Gottesstaat» (18,46) die Vertreibung der Juden unter die Völker zum Beweis für die Ablösung der Gnade machte, die nun auf den Christen ruhe. Krasseste Formulierungen scheute er nicht, konnte die Juden «hochgewühlten Schmutz» und «triefäugiges Pack» nennen und wurde nur dann etwas milder, wenn er erklärte, dass die innerchristlichen Häretiker eigentlich noch viel schlimmer wären als die Juden.

Man hat Augustinus gegen den Vorwurf des «Antisemitis­mus» gelegentlich mit dem Hinweis verteidigt, dass er auf jüdische Vorwürfe antwortet. Denn in der Tat wurde den Christen von Juden vorgehalten, sie würden sich ständig auf das «Alte Testament» beziehen, den größten Teil der darin enthaltenen Weisungen aber ignorieren. Dieser Vorwurf steht auch hinter dem Auszug, den wir unten zitieren. Das mag erklären, wogegen er sich wendet, darf aber nicht zu einer Freisprechung vom Vorwurf des Judenhasses missbraucht werden.

Auch die Stellen, an denen Augustinus zu differenzieren versucht, fallen nicht wirklich ins Gewicht. So hält er einmal jene Juden, die sich in allem vollständig an ihr Gesetz halten, für nicht von Gott verstoßen (in der Predigt «De duobus filiis», «Über die zwei Söhne», zu Lukas 15,11-32). Für Augustinus hatten die Juden jeden Wert in der Heils­geschichte verloren. Er gab sie zwar nicht, wie Ambrosius, zur ungestraften Verfolgung frei und hieß auch nicht wie jener die Zerstörung von Synagogen gut. Er geiferte auch nicht in überschäumendem Hass wie sein Griechisch schreibender Zeitgenosse Johannes Chrysostomus. Doch da sein Einfluss auf die Kirchengeschichte in diesem Punkt ungleich größer war als der seines Lehrers und man ihm nicht zugute halten kann, er sei missverstanden worden, muss dieser Makel seines Charakters und seiner Lehre offen ausgespro­chen werden.

Aurelius Augustinus, «Tractatus adversus ludaeos» («Traktat gegen die Juden»), 10.

Geht nun, oh Israeliten, nach dem Fleisch, nicht nach dem Geist, geht nun und widersprecht doch dieser so offensicht­lichen Wahrheit. Und wenn ihr hört: «Kommt, lasst uns auf den Berg des Herrn steigen und zum Hause des Gottes Jakobs gehen» [Jesaja 2,3], sagt da: «Wir sind es», damit ihr wie Blinde gegen den Berg rennt, wo ihr euch euer Gesicht zerschmettert und eure Stirn zerbrochen wird. Wenn ihr wahrheitsgemäß sagen wollt: «Wir sind es», so sagt es dort, wo ihr hört: «Für die Sünden meines Volkes ist er zum Tode geführt worden» [Jesaja 53,8]. Das ist nämlich von Christus gesagt, den ihr in euren Eltern zum Tode gefilhrt habt und der wie ein Lamm zur Opferung geführt wurde, damit ihr das Passa, das ihr ohne Einsicht feiert, als Einsichtslose durch euer Toben erfüllt. Wenn ihr wahrheits­gemäß sagen wollt: «Wir sind es», dann sagt es, wenn ihr hört: «Verstecke das Herz dieses Volkes, und verhärte ihre Ohren und blende ihre Augen» [Jesaja 6,10]. Sagt dann: «Wir sind es», wenn ihr hört: «Den ganzen Tag habe ich meine Hände nach einem ungläubigen und widerspenstigen Volk ausgestreckt» [Jesaja 65,2]. Sagt dann: «Wir sind es», wenn ihr hört: «Ihre Augen sollen verdunkelt werden, und ihre Rücken seien auf immer gebeugt» [Psalm 69,24]. Bei diesen und ähnlichen Prophetenstimmen sagt: «Wir sind es», wo ihr es ohne Zweifel seid. Aber ihr seid so blind, dass ihr behauptet, es zu sein, wo ihr es nicht seid, und euch nicht erkennt, wo ihr es seid.


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